Diese Erwartungen sind inzwischen erfüllt: Abgesandte aus Nürnberg haben Reisen in die Partnerkommunen unternommen, in Gesprächen wurde über die Schwerpunkte der Zusammenarbeit diskutiert: Solarenergie, Bildung und Gesundheit. Im Gegenzug besuchte im April eine Abordnung aus Afrika Nürnberg. Dabei statteten Berufsschullehrer Schulen in der Nürnberger Region einen Besuch ab und informierten sich über die Arbeit dort und den Einsatz von Solaranlagen.
„Zugang zu anderen Gesellschaften bekommen wir auch über Macht- und Geschlechterverhältnisse“, erklärt Annemarie Rufer. Die Frauenrechtlerin engagiert sich für die Initiative zur Förderung der Beziehungen zwischen Nürnberg und Nablus e.V. (INNA) und war dabei, als im März 2019 fünf Frauen aus Nablus in Nürnberg zu Gast waren. Das Anliegen der Vertreterinnen aus Nablus: Sehen, wie Gender Diversity im Nürnberger Stadtrat umgesetzt wird. Außerdem suchten sie nach Beispielen, wie sie dem Thema „Gewalt gegen Frauen“ in ihrem Land begegnen können. „Die Frauen waren erstaunt, dass es bei uns sogar eine Beratungsstelle für Männer gibt, die Gewalt erfahren“, sagt Rufer. Soweit, dass man eine solche Stelle in den Palästinensischen Gebieten schafft, sei es noch lange nicht, aber „beim Besuch wurden wertvolle Inspirationen gesetzt“ ist die Frauenrechtlerin überzeugt.
Weniger rosig sei die Zusammenarbeit mit Nicaragua im vergangenen Jahr gelaufen, gibt Gleixner zu. Nach einem Waldbrand im April 2018 sei Chaos im Land ausgebrochen. Geballte Wut auf die Regierung schlug sich nieder in Protesten – anfangs demonstrierten die Bürger gegen die Regierung, da sie zu wenig getan habe, um die Brände zu löschen, später ging es um eine Rentenreform und die Regierung selbst. Paramilitärs und staatliche Sicherheitskräften unterdrückten die Proteste gewaltsam: „Es gab bis zu 500 Tote.“, berichtet Gleixner mit sorgenvoller Miene. „Im Moment sehen wir keine Grundlage für Gespräche über Nachhaltigkeitsarbeit. In San Carlos fällt nicht mehr der Bürgermeister die Entscheidungen, sondern der Vizepräsident“, bedauert die Koordinatorin für Kommunale Entwicklungszusammenarbeit. „Sobald sich wieder demokratische Strukturen bilden, sind wir bereit, die Gespräche aufzunehmen“, schiebt sie nach.
In der Zwischenzeit wird Nürnberg mit Karin Gleixner dennoch in der Kommunalen Entwicklungszusammenarbeit aktiv sein: Die Förderung durch die SKEW wird fortgesetzt, weitere Projekte mit den afrikanischen Kommunen und den Palästinensischen Gebieten in der Vorbereitung.