Mit welchen Themen setzen Sie sich auseinander und welche Akteur*innen außer den Verwaltungen sind auf beiden Seiten involviert?
Erwin M.: Es gibt einige Themen der Partnerschaft, auf die wir einen besonderen Fokus legen und die bereits in unserer am 20. Juni 1988 unterzeichneten Verwaltungsvereinbarung festgelegt worden sind: der Austausch von Verwaltungspersonal und Studierenden, die Themen Umweltschutz und Abfallwirtschaft sowie die Bereiche Kulturerbe und kultureller Austausch. Neben Vertreterinnen und Vertretern der Kommunen gibt es noch viele weitere Akteure und Institutionen, die aktiv an der Zusammenarbeit beteiligt sind. Dies sind auf unserer Seite vor allem die Bung Hatta Universität und die Provinz West-Sumatra. An spezifischen Aktivitäten, insbesondere im Umweltbereich und in der Abfallwirtschaft, waren auch eine Reihe lokaler Nichtregierungsorganisationen beteiligt, wie das Forum Kota Sehat, das Forum Peduli Sungai, das Forum Daerah Aliran Sungai, Senarai und WALHI (The Indonesia Forum for Living Environment).
Oliver Rösner: Auf Hildesheimer Seite ist die Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) zu nennen, deren Studierendenaustausch mit der Universität Bung Hatta in den 1980er Jahren den Anfang in den Beziehungen zwischen Padang und Hildesheim gemacht hat. Die beiden Hochschulen stehen immer noch in einem engen Austausch. Daneben kamen durch den über die SKEW geförderten Verwaltungsaustausch 2018 verschiedene Verwaltungsthemen der beiden Städte auf die Tagesordnung. Es gab fortan gute Kontakte zwischen den Feuerwehren beider Städte. Doch am meisten Bedarf wurde von beiden Seiten beim Thema Umweltschutz gesehen. Aus Hildesheim sind daran noch der Zweckverband Abfallwirtschaft Hildesheim, das Kompostwerk und Bioenergiezentrum Hildesheim GmbH und die Stadtentwässerung Hildesheim beteiligt. Darüber hinaus arbeitet die Hildesheimer Blindenmission mit Blindenschulen in Indonesien zusammen und unterstützt uns auch häufig mit Übersetzungsdiensten.
Was sind Ihre gemeinsamen Zukunftsthemen?
Erwin M.: Das Thema Abfallmanagement mit Bezug auf den Klimawandel wird auch zukünftig ein zentraler Teil unserer Partnerschaftsarbeit sein. Wir planen darüber hinaus, die Zusammenarbeit auf das Gebiet der Beschäftigung auszuweiten. Die Stadt Padang verfügt über zahlreiche Arbeitskräfte mit mittleren Qualifikationen wie Krankenschwestern, Techniker in der Automobil-, Elektro- und Computerbranche.
Was macht eine erfolgreiche Partnerschaftsarbeit aus und wie profitieren beide Kommunen davon?
Oliver Rösner: Wichtig ist aus unserer Erfahrung, dass man neben den Menschen in den Kommunen noch verlässliche Kontakte außerhalb der Verwaltungen hat. Denn sollte es politische Umbrüche geben, verschwinden nicht gleich alle Kontakte. Wichtig für eine erfolgreiche Partnerschaftsarbeit ist außerdem der Austausch auf Augenhöhe. Wichtige Richtungsentscheidungen müssen gut miteinander abgestimmt sein. Die Partnerinnen und Partner müssen auch bereit sein, bestimmte vorhandene Problemstellungen preiszugeben und sich somit der anderen Seite zu offenbaren. Das kennen wir ja von uns selbst: Gästen zuhause zeigt man eher nicht den unaufgeräumten Dachboden, sondern lieber das schöne Wohnzimmer. Dazu gehört ganz viel Vertrauen, das über die Jahre aufgebaut werden muss. So sind wir auch immer selber gehalten, unser eigenes Handeln zu überdenken und manchmal stellen wir fest, dass man viel von den Partnerinnen und Partnern lernen kann. Das „Das-war-schon-immer-so“ wird hinterfragt und man stellt sich die Frage, ob man bestimmte Dinge nicht auch anders und besser lösen kann.
Erwin M.: Beide Seiten, aber ich spreche hier natürlich für meine Stadt Padang, profitieren von dieser Partnerschaft durch den Austausch von Wissen, Erfahrungen und Perspektiven in ganz vielen unterschiedlichen Bereichen. Ganz besonders stolz bin ich auf die Aktivitäten im Bereich Bildung. Hier haben wir in Form von Austauschprogrammen für Studierende und Lehrende, durch gemeinsame Forschung, Symposien und Stipendienprogramme als Partner*innen viel auf die Beine gestellt und erreicht. Gleiches gilt für alle Aktivitäten zum Thema Abfallwirtschaft, die für alle ein enormer Lernprozess und Gewinn waren.