Koordinator für Kommunale Entwicklungspolitik und gleichzeitig Studierender – Sie sind derzeit der Einzige, der die von der SKEW geförderte Kepol-Stelle so ausfüllt. Wie kam es dazu?
Maximilian Kroemer: Auf das Jobangebot „Koordinator für Kommunale Entwicklungszusammenarbeit der Stadt Herrieden“ bin ich durch eine Stellenanzeige in der Zeitung gestoßen. Das Angebot hat mich sehr interessiert, zumal dort die Themen Nachhaltigkeit und Umwelt, die mir selbst sehr wichtig sind und mich auch im Studium interessieren, im Vordergrund standen. In der Anzeige wurde außerdem ausdrücklich ein Abschluss in Politische Wissenschaften oder einem vergleichbaren Fach gefordert. Da ich bereits einen Bachelorabschluss in Political and Social Studies habe, dachte ich mir, ich könnte die Zeit während meines Masterstudiums nutzen, um Berufserfahrung zu sammeln – und zwar sinnvoll in einem Bereich, der etwas mit meinem Studium zu tun hat. Erfreulicherweise wurde ich auf meine Bewerbung hin tatsächlich zum Vorstellungsgespräch eingeladen.
Und, wie war das Gespräch?
Natürlich wurde ich gefragt, wie ich Studium und Beruf vereinbaren möchte und ob ich mir die Stelle ohne Berufserfahrung zutraue. Die Gesprächspartner waren sehr interessiert und aufgeschlossen – ich hatte nie den Eindruck, dass mein Alter oder das Studium als Nachteil gesehen werden. Sie fanden meine Idee mit der direkten Verbindung zum Studium sehr gut – und mich wohl auch. Auf jeden Fall habe ich die Stelle als Koordinator für Kommunale Entwicklungszusammenarbeit bekommen.
Wie bringen Sie nun Studium und Beruf unter einen Hut?
Die Stelle in Herrieden ist zu 60 Prozent, das heißt ich arbeite 23,4 Wochenstunden. Wir haben es so eingeteilt, dass ich jeden Tag vier bis fünf Stunden für die Stadt Herrieden arbeite, die andere Hälfte des Tages nutze ich zum Studieren. Das funktioniert gut, da ich schon relativ weit bin mit dem Studium und nur wenige feste Termine an der Uni habe. Aktuell schreibe ich mehr Hausarbeiten und kann mir die Arbeit frei einteilen.
Wie sieht Ihre Arbeit als Koordinator für Kommunale Entwicklungspolitik aus?
Sehr beschäftigt bin ich gerade mit der Öffentlichkeitsarbeit: ich versuche, bei der Bevölkerung ein größeres Bewusstsein für nachhaltige Beschaffung und fairen Handel zu schaffen. Auch möchte ich auf die SDGs aufmerksam machen – und warum sie für die Kommune und die einzelnen Bürger wichtig sind. Ich arbeite in diesem Zusammenhang gerade ein Social Media Konzept aus. Außerdem haben wir in Herrieden ein faires Jahresthema zu dem es Veranstaltungen, Vorträge und ein faires Produkt gibt. Das organisiere ich gerade für das restliche Jahr 2021. Ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit ist es auch, die Vernetzung und den Austausch zwischen Kommunen aus dem Landkreis, die sich mit fairem Handel beschäftigen, zu fördern. Zu diesem Zweck nehme ich an Treffen und Abstimmungsrunden teil.
Was nehmen Sie vom Amt mit in Ihr Studium und umgekehrt?
Es gibt oft Dinge, die ich in der Uni kennengelernt habe, die dann tatsächlich so im Arbeitsleben stattfinden. Durch die Arbeit wiederrum sammle ich praktische Erfahrungen und weiß, was mir Spaß macht – und auf was ich mich dann später spezialisieren möchte. Ich weiß zum Beispiel schon jetzt, auf was ich meine Schwerpunkte in der verbleibenden Studienzeit setzen werde: auf Themen wie Umweltpolitik, nachhaltige Beschaffung, die durch die Politik gefördert wird und fairen Handel. Durch die Arbeit erfahre ich zudem, auf was es im Berufsleben später ankommen wird. Das alleine durch das Studium zu erkennen, ist kompliziert. Arbeit und Studium lassen sich auch praktisch verknüpfen: Meine Masterarbeit werde ich zum Thema kommunale Entwicklungspolitik schreiben.
Würden Sie Ihr Berufseinstiegsmodell anderen weiterempfehlen?
Anderen Studierenden rate ich auf jeden Fall, diese Kombination auszuprobieren! Allerdings muss das Studienfach flexibel sein: die Reihenfolge der Seminare, Vorlesungen und Hausarbeiten darf nicht zu verschult sein; der Stundenplan muss eine flexible und eigenständige Zeiteinteilung erlauben.
Was wollen Sie als Kepol-Koordinator noch erreichen?
Strukturen, die durch dieses Förderprojekt der SKEW entstanden sind, sollen sich langfristig etablieren und auf jeden Fall noch fortbestehen, wenn die Förderung endet. Das was in Herrieden aufgebaut wurde, soll auch danach aufrechterhalten werden. Vielleicht kann ja auch langfristig eine Koordinatorenstelle, unabhängig von der Förderung, erhalten bleiben. Das würde mich freuen.
Was haben Sie nach Ende Ihres Studiums vor?
Gegen Ende nächsten Jahres will ich mit dem Studium fertig sein. Prinzipiell würde ich gerne in diesem Bereich weitermachen. Es ist eine sinnvolle Arbeit, die mir Spaß macht und ich kann das Gelernte aus dem Studium direkt anwenden. Wenn die Möglichkeit besteht, würde ich auf jeden Fall gerne in der kommunalen Entwicklungspolitik weiterarbeiten – sei es in Herrieden oder anderswo.