Wie kommt es, dass Ihre Kommune so erfolgreich engagiert ist?
Ich denke, es liegt daran, dass wir hier Dinge zu Ende denken und wichtige aufrechterhalten. Nehmen Sie zum Beispiel die Schule und den Kindergarten – es ist eher die Regel, dass man solche Einrichtungen in kleinen Orten dichtmacht und die Kinder in die nächste Stadt schickt. Wir halten diese wichtigen und funktionierenden Institutionen aufrecht und statten sie zukunftsfähig aus. Unsere Schülerinnen und Schüler werden mit einem Schulbus abgeholt, der aus Solarstrom gespeist wird, der auf dem Schuldach gewonnen wird. Wir haben eine pädagogische Neuausrichtung vorangetrieben, halten Bienen, Hühner und Schafe und vermitteln so den nachhaltigen Umgang mit Tieren. Die Kinder, das Betreuungspersonal und die Lehrkräfte werden zu Multiplikatorinnen und Multiplikatoren und tragen die Nachhaltigkeitsgedanken weiter in die Gemeinde. Hier lebt Klixbüll – gemäß SDG 4 – nachhaltige Bildung vor.
Zusätzlich zur Sache mit der Bildung klappt es bei in Klixbüll gut mit dem Ressourcen- und Klimaschutz…
Wir nutzen die Ressourcen, die wir haben. Klixbüll erfüllt bereits heute die Kriterien einer 1,5 Grad-Kommune. Dem Ziel, den menschengemachten globalen Temperaturanstieg durch den Treibhauseffekt bis 2100 auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, wird Klixbüll bereits jetzt gerecht. Die Gas- und Stromkrise, die durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine ausgelöst wurde, berührt uns wenig. Klixbüll ist unabhängig. Wir haben eine Biogasanlage und zwei gemeindeeigene Windparks. 1993 wurde der erste Windpark errichtet. Die Kommune hatte damals den Plan, das über eine Energiebeteiligungsgesellschaft bestehend aus Bürgerinnen und Bürgern zu finanzieren. Ich bin damals von Haus zu Haus gelaufen, um Gesellschafterinnen und Gesellschafter zu gewinnen. 2009 ging der zweite Windpark an den Start, da wussten die Leute schon: Das funktioniert. Es war relativ einfach, Menschen zu finden, sie sich beteiligen wollten. Als wir jetzt den dritten Windpark planten, wollte fast jeder Haushalt mitmachen. Dort, wo Erfolg ist, wollen auch andere dabei sein. Unsere Windkraftanlagen produzieren inzwischen mehr Strom als Klixbüll benötigt – unsere Gemeinde zählt somit zu den Stromexporteuren. Die Klixbüller Bürgerinnen und Bürger profitieren von den Erträgen. Ich frage mich oft: Warum gibt es sowas wie in Klixbüll nicht überall?
Und wie lautet Ihre Antwort? Warum gibt es nicht in allen Kommunen Deutschlands eine Fülle von gelungenen nachhaltigen Projekten?
Meiner Einschätzung nach ist Deutschland nicht präventionsfähig. Ohne Katastrophe passiert hier wenig. Der einzige Lichtblick bei dieser Ausgangslage: Wir sind immer noch reaktionsfähig. Wenn es – wie im Katastrophenfall – sein muss, dann können wir auch etwas durchsetzen. Die Forschung, die Fachleute und das Wissen haben wir. Wir müssen nur noch loslegen. Warum brauche ich einen Krieg, um drauf zu kommen, dass ich Fahrrad statt Auto fahren sollte? Wenn in Deutschland die Energiewende gelingt, dann gelingt sie auch in der ganzen Welt, da bin ich sicher.