Wie Osnabrück die strategischen Ziele für Nachhaltigkeit fortschreibt

Von 2018 bis 2020 war Osnabrück bereits Teil unseres Projekts „Global Nachhaltige Kommune Niedersachsen“. Was hat Sie veranlasst, am Projekt teilzunehmen?

Kasch: Wir haben uns beteiligt, weil wir unsere strategischen Ziele fortschreiben wollten. Für die Jahre 2016 bis 2020 hatten wir diese bereits definiert – und darauf aufbauend mussten wir für die Zeit danach „neue“ strategische Ziele entwickeln. Passenderweise kam genau zu diesem Zeitpunkt die Anfrage der SKEW, ob wir uns am Projekt beteiligen möchten. Auf dem Weg der „Fortschreibung der Strategischen Ziele“ war es uns wichtig, auch die Bevölkerung mitzunehmen. Ursprünglich sind wir davon ausgegangen, dass wir die Ziele nur etwas anpassen müssen. In einem ersten Workshop mit unserer Verwaltung wurde dann aber deutlich, dass das nicht der Fall ist. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass wir themenbezogener handeln müssen, die bisherigen Ziele außen vorlassen um dann zu definieren: „Wo wollen wir als Stadt bis 2030 eigentlich stehen?“

Wie haben Sie Sie die Bevölkerung in den Strategieprozess eingebunden?

Telthörster: Allein die Frage „Wo wollen bis 2030 stehen?“ konnte nicht ohne die Bürgerinnen und Bürger beantwortet werden! Um ihre Meinung einzuholen, haben wir eine Zukunftskonferenz ausgerichtet. Die Ergebnisse haben wir mit externer Begleitung aufbereitet und auf einem Forum mit Jugendlichen weiter diskutiert. Auch die städtische Beteiligungen und die Politik diskutierten aufbauend auf den vorangegangenen Workshops. Unsere strategischen Ziele hatten wir bis Mai 2019 gesteckt. Sie wurden einstimmig vom Rat der Stadt Osnabrück beschlossen. In einer ergänzenden Broschüre haben wir herausgearbeitet, wo wir mit den strategischen Zielen den Beitrag für die globalen Nachhaltigkeitsziele leisten.

Wie gestalten Sie den Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern?

Kasch: Wir haben gemeinsam schon einige Projekte zur Nachhaltigkeit initiiert. Aktuelle begleiten wir ein Projekt zum Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung Über Umfragen versuchen wir, die Meinung der Menschen einzuholen. Das Problem ist, dass wir nicht genau wissen, wen wir mit den Umfragen erreichen: die Gesamtbevölkerung oder nur die engagierten Gruppen, die das Thema sowieso interessiert? Doch wir bleiben dran. Ich bin überzeugt davon, dass wir auf einem richtigen und wichtigen Weg sind. Es zeichnet sich schon jetzt ab, dass unsere Maßnahmen etwas bringen: In der Kommune wird viel mehr über Nachhaltigkeit diskutiert. Wir bekommen Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern, die sich einbringen wollen; Studierende setzten Projekte um.

Wie messen Sie Umsetzung der strategischen Zielen und damit der Nachhaltigkeitsziele?

Telthörster: Um Transparenz zu schaffen, hatten wir bereits zu den strategischen Zielen von 2016 bis 2020 Kennzahlen aufgestellt. Über ein Tool namens KOSMOS können alle Bürgerinnen und Bürger auf diese Kennzahlen zugreifen. Hier sind auch unserer Monitoringberichte hinterlegt, die wir jedes Jahr erstellen. Im dem Onlinetool stehen über 500 Kennzahlen zur Verfügung. Im jährlichen Monitoringbericht wird an ausgewählter Kennzahlen überprüft, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Anhand der Kennzahlen wird sowohl der Verlauf erklärt aber auch Begründungen für bestimmte Entwicklungen werden transparent gemacht. Außerdem machen wir darauf aufmerksam, wo noch Handlungsbedarf besteht und wo künftig den Fokus liegen soll.

Gibt es für die Mitarbeitenden der Kommune regelmäßige Austauschformate die abteilungsübergreifend stattfinden?

Telthörster: Im Rahmen unserer strategischen (Nachhaltigkeits-)Planung führen wir einmal im Jahr sogenannte Zielkonferenzen durch, bei denen zielbezogen und bereichsübergreifend diskutiert wird. Neben dem Blick zurück, geht es darum die Wirkung und den Inhalt zu schärfen um daraus abzuleiten, wie wo wir im darauffolgenden Haushaltsjahr Schwerpunkte setzen müssen. Diesen jährlichen Diskussionsrunden entspringen viele Ideen.

Was ist der Vorteil der strategischen Ziele?

Telthörster: Eine Kollegin sagte kürzlich zu mir: „Ich bin so froh, dass wir die strategischen Ziele haben. Ich muss nicht darüber diskutieren, wohin wir wollen, sondern kann direkt darüber sprechen, was wir tun müssen.“ Über die strategischen Ziele wird viel klarer, was Nachhaltigkeit bedeutet. Da geht gerade ein Umdenken vor sich. Dieser Prozess dauert, aber er kommt voran.

Auf welche bisherigen Erfolge sind sie stolz?

Telthörster: Wir haben viel Transparenz geschaffen, zu Themen, die zum Bereich Nachhaltigkeit gehören. In der Stadt Osnabrück wird jetzt über die strategischen Ziele und die Verknüpfung mit den SDGs diskutiert. Beispielsweise stellen wir uns die Fragen: wie begeistern wir die Menschen fürs Fahrradfahren, wie findet insgesamt die Fortbewegung innerhalb der Stadt statt? Da gibt es immer mehr Austausch und immer mehr Projekte. Die Förderung von Lastenrädern in der Stadt ist beispielsweise sehr gut angelaufen. Über das gemeinsame Projekt mit den Stadtwerken Osnabrück „Mobile Zukunft“ wurde eine E-Bus-Flotte initiiert.

Kasch: Auch Projekte, die es vorher schon gab, wie zum Beispiel das Projekt „Masterplan 100 % Klimaschutz“, haben durch die strategischen Ziele und die SDGs eine ganz andere Bedeutung bekommen. Wir haben eine ganz andere Argumentation für die Maßnahmen, es kann eine ganz andere Wirkung erzielt werden.