Wie sehr hilft jetzt, im Krisenfall, die enge partnerschaftliche Beziehung, die Irpin und Borna aufgebaut haben?
Ich sage mal: die vergangenen zehn Jahre haben wir eng zusammengearbeitet und viel miteinander gefeiert. Jetzt, in dieser Notsituation helfen wir einander ganz selbstverständlich.
Wie empfinden die Bürgerinnen und Bürger Bornas die Situation?
Als schrecklich. Unsere Partnerschaft hat in den vergangenen Jahren unheimlich viel Zuspruch von der Bevölkerung erfahren. Alle Projekte, die wir umgesetzt haben, haben wir mit der Öffentlichkeit geteilt. Zwischen den Menschen aus beiden Städten besteht ein sehr enges Band.
Und wie helfen Sie jetzt den Geflüchteten, die in Borna angekommen sind?
Wir haben für die Menschen, zum Großteil handelt es sich um Frauen und Kinder, erste Unterbringung organisiert. Nun suchen wir Wohnungen in unserer Stadt, in denen sie bleiben können. Als Nächstes veranstalten wir eine Versammlung in unserem Stadtkulturhaus. Hier treffen sich Schutzsuchende aus Irpin mit Personen aus Borna, die Hilfe anbieten möchten. Es geht um ganz alltägliche Dinge, wie Unterstützung beim Einkaufen, Arztbesuchen oder im weiteren Verlauf dann auch bei Behördengängen oder Ähnlichem. Die Stadt Borna hat auch ein Spendenkonto angelegt. Die Bankkarten der Menschen aus Irpin funktionieren nicht mehr. Die Hrywnja, so heißt die Währung in der Ukraine, tauscht hier auch keiner um. Wir helfen den Menschen bei einer Kontoeröffnung bei der lokalen Sparkasse.
Was empfehlen sie anderen Kommunen, die auch helfen wollen?
Bilden Sie einen Krisenstab. Wir in Borna kommen im Moment noch mit zehn Menschen aus, das hängt aber immer von der Zahl der Schutzsuchenden ab. Laden Sie die Menschen ein. Kümmern Sie sich um eine gute Unterbringung. Parallel organisieren Sie Dinge wie Kleidung, Lebensmittel oder besser für die Selbstbestimmung der Menschen: Geld.
Was denken Sie: hat Irpin – und damit auch Ihre Städtepartnerschaft – eine Zukunft?
Da glaube ich fest daran. Jetzt und beim Wiederaufbau werden wir der Stadt und ihren Menschen zur Seite stehen.
Interview: Daniela Ramsauer, Freie Journalistin