Seit Mitte 2017 sind Sie Koordinatorin für kommunale Entwicklungspolitik in Nürnberg. Was bedeutet dieses Amt für Sie?
Karin Gleixner: Eigentlich habe ich damals für Nürnberg nur den Förderantrag für die Personalstelle „Koordination für kommunale Entwicklungspolitik“ ausgefüllt. Während ich das getan habe, habe ich bemerkt: Das, was da gefördert wird, ist ja meine Arbeit – das, was ich an anderer Stelle schon lange tue beziehungsweise für Nürnberg noch umsetzen möchte! Über meinen Arbeitsplatz beim Nürnberger Amt für Internationale Beziehungen war ich etwa jahrzehntelang für die Städtepartnerschaft zwischen Nürnberg und San Carlos in Nicaragua verantwortlich. Es war mir immer schon wichtig, den Diskurs mit dem Globalen Süden zu fördern und in direkten Austausch mit Kommune und Zivilgesellschaft zu treten. Förderprojekte sind ein wunderbares Instrument dafür. Im Allgemeinen geht es mir darum, Entwicklungsprozesse und Austausch in und mit Kommunen zu initiieren und zu stärken. Wir müssen veränderungsbereit sein und uns weiterentwickeln. Das gilt nicht nur für die Länder des Globalen Südens, sondern mindestens gleichermaßen für uns! Es gab dann eigentlich keine Diskussion mehr, wer die Stelle ausfüllen wird – nämlich ich.
Eine der Partnerschaften, die Sie betreuen, ist die zwischen Nürnberg und den togolesischen Kommunen Sokodé und Aného. Wie kam es zu der Partnerschaft?
Wir haben in Nürnberg einen öffentlichen Findungs- und Abstimmungsprozess gestartet, um herauszufinden, welche Form der Kooperation mit einer afrikanischen Kommune für Nürnberg gut und wichtig wäre. Seit Langem bestand der Wunsch danach in der Zivilgesellschaft. Als ich meine Stelle antrat, forderte gleichzeitig auch der Nürnberger Stadtrat, das Thema Afrika in Nürnberg anzupacken. In einer Abstimmung wählte die Zivilgesellschaft dann die beiden togolesischen Städte Sokodé und Aného für die Projektpartnerschaft aus. Togo hat sich für eine kommunale Partnerschaft angeboten: nach fast 40 Jahren Diktatur durchläuft das Land gerade einen Prozess der Demokratisierung und gesellschaftlichen Öffnung, insbesondere auf kommunaler Ebene. Als Grundlage für diese Projektpartnerschaft dient uns die Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen; diese implementieren wir in direkte Projekte.
Wie wird durch die Partnerschaft zwischen Nürnberg, Sokodé und Aného gesellschaftlicher Zusammenhalt in den Kommunen gestärkt?
Die Partnerschaft kam durch transparente Öffentlichkeitsarbeit und eine gemeinschaftliche Entscheidung der Bürgerschaft zustande. Sokodé und Aného hatten, neben mehreren anderen afrikanischen Kommunen, zuvor selber eine Partnerschaft mit Nürnberg vorgeschlagen. Von Nürnberg aus sind wir mit Togo nicht nur über die städtische Verwaltungsebene vernetzt, sondern auch über togolesische Vereine in Nürnberg. So wird der Austausch zwischen den Bürgerinnen und Bürgern der Partnerstädte auf mehreren Ebenen aufrechterhalten.
Bei der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt ist die Projektpartnerschaft Nürnberg-Togo unter den „abgeschlossenen Projekten“ zu finden, Ihre Personalstelle taucht nicht mehr auf. Wie kommt das?
Die Projektförderung seitens der SKEW lief von 2017 bis 2021. Nach Auslaufen der Förderung wurde deutlich, dass die Stelle „Koordination kommunale Entwicklungspolitik“ sehr wichtig ist. Der Stadtrat hat beschlossen, die Stelle dauerhaft mit Mitteln der Stadt weiter zu finanzieren. Ich bin praktisch das Paradebeispiel für ein gelungenes Projekt.