Netzwerktreffen Faire Beschaffung 2024

Die Einführung und das Monitoring nachhaltiger Beschaffung sind für viele Kommunen eine Herausforderung. Die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) unterstützt mit dem Kompass Nachhaltigkeit bei diesen Aufgaben. Neben dem Gütezeichenfinder, vielen Informationen und Praxisbeispielen bietet der Kompass Nachhaltigkeit auch den geschützten Log-In Bereich Mein Kompass: Mit dem Strategieplaner können Kommunen und kommunale Unternehmen eine Strategie zur Einführung der nachhaltigen Beschaffung entwickeln und mit dem Beschaffungsmonitor ihre Einkäufe festhalten. Umfangreiche grafische Auswertungen ermöglichen die Analyse des Umsetzungsstandes und eine anschauliche Darstellung für Berichterstattung und öffentliche Kommunikation. Lernen Sie in dem Workshop die digitalen Steuerungsinstrumente kennen, die Ihnen das Messen der fairen Beschaffung erleichtern werden.

Globale Agrarlieferketten sind nach wie vor von massiven ökologischen und menschenrechtlichen Risiken geprägt. Daher spielen Kommunen vor allem bei Lebensmittelbeschaffungen im größeren Stil – also beispielsweise für Kitas, Schulen oder Kantinen – eine wichtige Rolle bei der Berücksichtigung sozialer und nachhaltiger Kriterien. In dem Workshop werden vergaberechtsrelevante Kriterien des fairen Handels diskutiert, die im Einkauf von Lebensmitteln angewendet werden können und über die grundlegenden ILO-Kernarbeitsnormen hinausgehen. Außerdem werden einschlägige Gütezeichen vorgestellt, die die Nachweisführung erleichtern können. Zudem stellen die Referentinnen das aktuelle Beispiel einer Schulessensausschreibung aus Berlin vor, das zeigt, dass Lebensmittel aus fairem Handel auch in der öffentlichen Beschaffung Berücksichtigung finden können.

Als erste deutsche Kommune hat die Freie Hansestadt Bremen im Rahmen einer Ausschreibung die Lieferkette von Arbeitsshirts bis in die Produktionsfabrik in Bangladesch nachverfolgt und ein so genanntes „Beyond-Audit“ durchführen lassen. Die vertrauensvollen Gespräche mit Arbeiter*innen und Management gehen über herkömmliche Audits hinaus und setzen auf Zusammenarbeit statt auf Kontrolle. Wichtige Themen sind Arbeitsrechtsstandards und Gesundheitsschutz in der Fabrik und die Lebensbedingungen der Belegschaft.

Von den Erfahrungen und dem Umgang mit den Ergebnissen der Vor-Ort-Gespräche berichten die Akteurinnen in diesem Workshop – und widmen sich gleichzeitig der Frage, wie eine direkte Lieferkettennachverfolgung Eingang in die öffentliche Beschaffungspraxis finden kann.

Wer in Kommunen mit knappen Kassen oder gar unter Haushaltssicherung etwas für die faire Beschaffung bewegen möchte, hat es nicht leicht. Viel zu schnell fallen gute Ideen im Abstimmungsprozess dem „Grundsatz der Sparsamkeit“ zum Opfer. Doch Sparsamkeit und faire Beschaffung schließen sich nicht grundsätzlich aus! Im Workshop wird erarbeitet, wo sich bei für die faire Beschaffung geeigneten Produktgruppen trotz knapper Kassen Spielräume eröffnen. Außerdem wollen wir den Blick auf Beschaffungsstrukturen erweitern: Sind diese eigentlich auch nach dem Grundsatz der Sparsamkeit ausgerichtet? Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang zum Beispiel die Betrachtung von Lebenszykluskosten? Und was hat das dann wieder mit fairer Beschaffung zu tun?

Die Referentin Iris Degen berät seit zwölf Jahren Kommunalverwaltungen zu fairer und nachhaltiger Beschaffung und führt regelmäßig Schulungen und Strategieworkshops zur fairen Beschaffung durch – auch mit Kommunen unter Haushaltssicherung.