Kommunale Entwicklungspolitik umfasst zum einen Maßnahmen im Inland, wie zum Beispiel die Informations- und Bildungsarbeit für eine nachhaltige Entwicklung, Projekte zum fairen Handel und zur öffentlichen fairen Beschaffung oder eine Strategieentwicklung zur Umsetzung der Agenda 2030 auf kommunaler Ebene – im Idealfall in Zusammenarbeit mit möglichst diversen zivilgesellschaftlichen, wirtschaftlichen und weiteren Organisationen und Akteuren aus der Kommune.
Zum anderen führt die gleichberechtigte Zusammenarbeit mit Partnerkommunen im Ausland zum wechselseitigen Austausch von Erfahrung und Wissen, schafft neue Perspektiven und trägt dazu bei, Lebensbedingungen vor Ort zu verbessern – in Deutschland und im Globalen Süden!
Weitere Fragen und Antworten
Warum soll sich gerade unsere Kommune engagieren?
Für eine friedliche und nachhaltige Entwicklung braucht es eine breite Beteiligung in der Gesellschaft: Entwicklungspolitik ist auf Menschen angewiesen, die sie mit Leben füllen. Die Kommune arbeitet – im Gegensatz zu Land und Bund – sehr bürgernah. Kommunen können ihr Expertenwissen in Entscheidungen umsetzen, die globale Auswirkungen haben. Welcher Ort eignet sich besser, um gemeinsam Projekte im Sinne der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung umzusetzen? Kommunen bilden mit ihrem Engagement das Fundament, auf dem alles Weitere sicher stehen und sich entfalten kann. Damit unser Planet handlungsfähig bleibt und zukunftsfähig wird, sind alle gefragt, sich an der Umsetzung der von den Vereinten Nationen beschlossenen Nachhaltigkeitsziele zu beteiligen. Warum also nicht auch Ihre Kommune?
Erst sollten wir unsere Probleme hier vor Ort lösen, oder?
Natürlich hat jede Kommune ihre ganz eigenen, ortsspezifischen Probleme, für die es Lösungen braucht. Doch schließt das automatisch aus, sich Herausforderungen zuzuwenden, die von außen kommen? Oder auch die Erfahrungen anderer Kommunen, auch im Globalen Süden, für die eigene Problemlösung zu nutzen? Hängt am Ende nicht alles mit allem zusammen? Globale Herausforderungen mit enormen Folgen für Mensch und Umwelt wie Armut, Flucht, Klimawandel oder Urbanisierung betreffen alle, ob direkt oder indirekt. Wir leben nicht auf isolierten Inseln, sondern in einer Welt, die in hohem Maße miteinander vernetzt ist. Veränderungen andernorts können sich kurz- oder langfristig auch auf Ihre Kommune auswirken. Und auch Ihr eigenes lokales Handeln hat globale Auswirkungen. Entwicklungspolitik ist schon lange zu einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe geworden. Die Frage lautet nicht mehr: Was hat das mit uns zu tun? Sondern: Wie wollen wir als Kommune Verantwortung übernehmen?
Was kann unsere kleine Gemeinde schon ausrichten?
Gründe gegen ein Engagement finden sich immer genug. Wenn Sie darauf schauen, welche Herausforderungen es global zu bewältigen gilt und welchen kleinen Teil Ihre Kommune davon anpacken kann, scheint dies vielleicht entmutigend. Wechseln Sie Ihre Perspektive! Fragen Sie sich, was der Beitrag Ihrer Kommune sein kann und blicken Sie darauf, inwieweit Ihre eigene Kommune von einem entwicklungspolitischen Engagement profitieren kann! Nur wenig tun zu können ist kein Grund, nichts zu tun. Nutzen Sie die Erfahrungen, die andere bereits gemacht haben. Denn Sie stehen nicht alleine da, sondern sind in guter Gesellschaft – rund 1400 deutsche Kommunen, große und kleine, sind bereits erfolgreich aktiv und begeistert dabei. Tauschen Sie sich aus und schauen Sie sich ab, worin Sie selbst noch unsicher sind. Kombinieren Sie das mit Ihren eigenen Ideen und Zielen und passen es auf Ihre lokalen Gegebenheiten an. Gemeinsam lässt sich nach dem Prinzip der kleinen Schritte viel erreichen. Eine Welt beginnt vor Ort. Machen Sie mit!
Was bringt uns das?
Indem Sie Entwicklungspolitik vor Ort erfahrbar machen, wirkt sich das direkt auf Ihre Kommune aus: Sie sensibilisieren sowohl Ihre Bürger*innen als auch die lokale Wirtschaft für globale Zusammenhänge, regen Veränderungen im Denken und Handeln an. Sie können nicht nur als Vorbild, sondern auch als Netzwerker*in fungieren: Bringen Sie bereits bestehende entwicklungspolitische Initiativen miteinander in Kontakt, so vervielfacht sich das lokale Engagement. Tragen Sie Ihr eigenes Wissen weiter, so profitieren Sie auch vom Know-how anderer Kommunen. Interkulturelle Begegnungen und eine gleichberechtigte Zusammenarbeit mit Partnern im Globalen Süden erweitern Ihren Erfahrungshorizont und eröffnen neue Perspektiven. Lassen Sie Ihr Engagement über Wettbewerbe wie „Hauptstadt des Fairen Handels“ oder „Kommune bewegt Welt“ auszeichnen. Indem Sie Verantwortung für morgen übernehmen, werden Sie zur Impulsgeber*in und ziehen andere Städte mit. Als entwicklungspolitisch aktive Gemeinde oder Stadt sorgen Sie mit Ihrem Beitrag für eine lebenswerte Zukunft sowohl andernorts als auch in Ihrer Kommune.
Gleichberechtigte Zusammenarbeit?
Gleichberechtigte kommunale Partnerschaften zwischen Nord- und Südkommunen: Geht das überhaupt?
Ja, sagen die einen – nein, sagen die anderen. Denn klar ist: Ungleichheiten zwischen dem Globalen Norden und Süden sind in den aktuellen weltweiten Systemen und Strukturen fest verankert und dürfen nicht verschwiegen werden. Doch in der konkreten Zusammenarbeit können Sie gemeinsam Zeichen gegen diese Ungleichheiten setzen. Wenn Sie innerhalb einer kommunalen Partnerschaft gemeinsam Ihre Ziele definieren und umsetzen, fließen sowohl Ihr Interesse und Wissen als auch das Ihrer Partnerkommune in Ihre Kooperation ein, und Ihr Vorhaben kann eine entwicklungspolitisch nachhaltige Wirkung nach geteilten Vorstellungen entfalten. Ihre kommunale Partnerschaft wird zum Ort der Begegnung und des gemeinsamen Lernens, der durch die Kompetenzen und Potenziale aller Beteiligten bereichert wird. Deshalb sind wir überzeugt, dass Gleichberechtigung nicht nur ein, sondern der wesentliche Erfolgsfaktor einer gelingenden Partnerschaft und gemeinsamer Projekte ist.
Wo können wir uns engagieren?
Bedeutet Kommunale Entwicklungspolitik immer ein Engagement im Ausland?
Ein Engagement in der Kommunalen Entwicklungspolitik kann direkt vor der Haustür beginnen. Viele Kommunen setzen mit der Formulierung und Umsetzung kommunaler Nachhaltigkeitsstrategien an oder erarbeiten Wege, in ihren Beschaffungsprozessen auf nachhaltige Kriterien zu achten. Auch für interkulturelle Begegnungen bieten sich viele Chancen, wenn Sie sich mit migrantischen Organisationen vor Ort zu nachhaltiger Entwicklung austauschen oder sich gemeinsam mit den Menschen vor Ort tiefergehend mit Fluchtursachen und mit globalen Zusammenhängen auseinandersetzen. Es gibt viele Möglichkeiten, den ersten Schritt zu machen. Finden Sie Ihren eigenen Weg!
Was sind die rechtlichen Rahmenbedingungen?
Kommunale Entwicklungspolitik darf als freiwillige Aufgabe nur nachrangig zu den Pflichtaufgaben der Kommunen finanziert werden. Beschlüsse der Länder zur Kommunalen Entwicklungspolitik wurden bisher nicht flächendeckend in den Gemeindeordnungen oder in den Länderverfassungen verankert, welche die rechtliche Grundlage für das kommunalpolitische Handeln darstellen. Nur das Saarland, Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz haben rechtliche Rahmenwerke, die explizite Befugnisse zur Entwicklungszusammenarbeit enthalten.
Auf ihrer 210. Konferenz vom 12. bis 14. Juni 2019 in Kiel würdigten die Innenminister*innen der Länder jedoch das besondere Engagement der Kommunen und ihrer Unternehmen. Es wurde betont, dass „die Mitwirkung der Kommunen an der Entwicklungszusammenarbeit sowohl vom Bund als auch von den Ländern unterstützt und als ein wesentliches Element zur Umsetzung der Agenda 2030 und zur Erreichung der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung vor Ort und im Ausland anerkannt wird.“ Damit haben die Kommunen die nötige politische Rückendeckung für ihr Engagement erhalten.
Was kostet das?
In erster Linie Zeit. Was das Finanzielle betrifft, so können wir Ihnen viele Möglichkeiten zur Förderung Ihres Engagements anbieten. Als Einstiegshilfe können zum Beispiel die Kosten für Anbahnungs- und Delegationsreisen übernommen werden. Gleiches gilt für die Umsetzung erster kleinerer Projekte. In Ihren entwicklungspolitischen Aktivitäten unterstützen wir Sie beispielsweise mit dem Kleinprojektefonds: Mit diesem werden Projekte der kommunalen Entwicklungspolitik zwischen 1.000 Euro und 20.000 Euro bezuschusst. Für Süd-Nord und Nord-Süd Begegnungen können bis zu 50.000 Euro beantragt werden. Bei Projekten im Bereich Klimaschutz und Klimaanpassung kann die Förderung bis zu 500.000 Euro betragen.
Niemand da, der sich in Ihrer Kommune umfassend um die Verankerung solcher Vorhaben kümmern kann? Dann sprechen Sie uns auf die Förderung einer Personalstelle an, über die entwicklungspolitisches Engagement koordiniert und umgesetzt wird. Für alle finanziellen Fördermöglichkeiten muss die Kommune nur einen Eigenanteil von mindestens 10 Prozent erbringen, was das besondere Bundesinteresse an kommunalem Engagement verdeutlicht. Lernen Sie die Bandbreite unserer Angebote kennen: Lassen Sie sich von uns beraten!
Welches Thema gehen wir an?
Die Palette der kommunalen Praxis reicht von nachhaltiger Beschaffung über die strategische Verankerung der 17 Nachhaltigkeitsziele im kommunalen Handeln bis hin zu Erfahrungsaustausch in lebendigen Partnerschaftsbeziehungen. Folgende Fragen können Ihnen helfen, einen Anknüpfungspunkt für Ihr Engagement zu finden: Wo liegt Ihr besonderes Interesse? Was ist in Ihrer Kommune zentral? Vor welcher Herausforderung, beispielsweise in der Daseinsvorsorge, stehen Sie? Kann eine darin erfahrene Kommune aus dem Globalen Süden bei der Bewältigung unterstützen? Oder umgekehrt: Welches Know-how können Sie weitergeben? Gibt es bei Ihnen vor Ort bereits eine Initiative, die sich mit Zukunftsthemen befasst? Besteht eine Schulpartnerschaft? Gibt es eine benachbarte Kommune, die bereits in der Kommunalen Entwicklungspolitik aktiv ist und mit der Sie sich zusammenschließen möchten? Wir empfehlen Ihnen, ein Projekt umzusetzen, dessen Wirkung evaluierbar und sichtbar ist. Passen Sie es den Interessen und spezifischen Erfordernissen Ihrer Kommune an.
Wie finden wir die richtige Partnerkommune?
Vielleicht haben Sie die schon längst, nur wissen Sie noch nichts davon? Gibt es in Ihrer Kommune entwicklungspolitische Initiativen, migrantische Organisationen, Aktivitäten von Kirchengemeinden, von Nichtregierungsorganisationen, von Privatpersonen oder von Vertreter*innen aus Politik und Verwaltung? Bringen Sie doch einfach mal alle zusammen an einen Tisch! Darüber hinaus bieten sich verschiedene Austauschplattformen, Institutionen und Netzwerke an, die Sie bei der Suche nach geeigneten Partner*innen unterstützen.
Werden wir unterstützt?
Ja. Die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt hilft Ihnen dabei, Ihre Potenziale für Kommunale Entwicklungspolitik zu nutzen. Wir bieten Ihnen kostenfrei persönliche Beratung sowie praktische, finanzielle und personelle Unterstützung. Wir informieren, schulen und vernetzen Sie durch Fachaustausch, Wissenstransfer und in Partnerschaften zwischen Kommunen in Deutschland und im Globalen Süden. Dabei begleiten wir Sie von den ersten Schritten Ihres Engagements bis hin zur Umsetzung komplexer Projekte. Wir zeigen uns offen für Impulse von außen und setzen neue Ideen in Modellprojekten um. Um Ihr Engagement zu würdigen, richten wir bundesweit bekannte Wettbewerbe aus. Als Bereich von Engagement Global sind wir außerdem mit den weiteren Programmen von Engagement-Förderung in Deutschland verbunden. So können wir Ihnen deren Dienstleistungen direkt vermitteln.
Wie legen wir los?
Wenden Sie sich an die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt! Gemeinsam erarbeiten wir konkrete Möglichkeiten des Engagements für Ihre Kommune. Mit einem Einstiegsseminar zur Kommunalen Entwicklungspolitik bei Ihnen vor Ort erhalten Sie einen Überblick über Ihre Möglichkeiten und lernen Ihre individuellen Rahmenbedingungen und Voraussetzungen vor Ort kennen. Um Ihre Ideen zu verwirklichen, beantragen Sie eine finanzielle Förderung über den Kleinprojektefonds oder eine Personalstelle zur Koordination Kommunaler Entwicklungspolitik. Tauschen Sie sich über die Internationale Städte-Plattform Connective Cities mit anderen Fachexpert*innen über Ihre Themen aus. Auch eine Teilnahme an laufenden Projekten mit intensiver Begleitung wie zum Beispiel unseren Klima- oder Nachhaltigkeitspartnerschaften ist ein guter Einstieg. Also: Rufen Sie uns an, schicken Sie uns eine E-Mail oder nutzen Sie ganz bequem unser Kontaktformular. Wir melden uns zeitnah bei Ihnen zurück!
Möchten Sie noch tiefer einsteigen?
Hier finden Sie weitere Informationen zu den Grundlagen und der Geschichte Kommunaler Entwicklungspolitik.