Berlin, 18. Januar 2018. Teilnehmende aus Kommunen, Zivilgesellschaft und Wissenschaft folgten der Einladung der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt, um sich zur entwicklungspolitischen Dimension des Monitorings der Agenda 2030 auszutauschen. Im Mittelpunkt des Workshops stand die Vorstellung eines von der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) und der SKEW entwickelten Indikatorensets, welches den entwicklungspolitischen Beitrag einer Kommune zur Umsetzung der Agenda 2030 messen soll. Darüber hinaus wurde ein sogenanntes Dashboard vorgestellt. Dieses soll als elektronische Unterstützung bei der Sammlung von Indikatoren dienen und die Kommunen bei ihrer direkten Selbstbewertung begleiten. In beiden Fällen handelte es sich um erste Schritte, die im Rahmen des Workshops zusammen mit den Teilnehmenden in der frühen Konzeptionsphase diskutiert werden sollten.
Sebastian Dürselen von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt erläuterte zu Beginn die grundlegende Motivation des Vorhabens. Diese leitet sich aus der Beobachtung ab, dass eine systematische Integration von entwicklungspolitischen Größen im kommunalen Monitoring von Nachhaltigkeitsstrategien zwar ansatzweise erfolgt aber noch ausbaufähig ist. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen ist kommunale Entwicklungspolitik keine Pflichtaufgabe und damit berücksichtigt die fachliche Debatte um kommunale Indikatoren kaum die entwicklungspolitische Dimension. Zum anderen werden entsprechende Daten zur Erhebung dieser Größen nicht ohne weiteres von den statistischen Ämtern bereitgestellt. Dies führt in vielen Fällen dazu, dass die Erfassung entwicklungspolitischer Aktivitäten bei Bestandsaufnahmen (zum Beispiel bei der Entwicklung von Nachhaltigkeitsstrategien) lediglich auf einer qualitativen Ebene erfolgt und keine messbaren Größen verwendet werden.
Jedoch engagieren sich Kommunen zunehmend im entwicklungspolitischen Bereich und das Interesse an verlässlichen Monitoringansätzen im Rahmen des Verwaltungsmanagements nimmt zu. Durch die Verabschiedung der Agenda 2030, bei der unter anderem der Bereich globale Partnerschaften im Vordergrund steht, gelangt dieses Thema, an dem die FEST und SKEW bereits lange arbeiten, immer mehr in den Fokus von Kommunen. Sowohl ein messbarer öko-sozialer Fußabdruck der global verflochtenen Kommunen als auch der entwicklungspolitische Beitrag im Rahmen der kommunalen Entwicklungszusammenarbeit sind in dieser Hinsicht wichtige Kenngrößen, um Wirkung und Umfang des Engagements über einen längeren Zeitraum festzuhalten.
Im Anschluss präsentierte Benjamin Held von FEST das umfassende Set an entwicklungspolitischen Indikatoren. Dabei gibt es Größen, die einen deutlichen entwicklungspolitischen Bezug aufweisen und zu einem großen Teil auch Indikatoren, die nur mittelbar einen Bezug zu entwicklungspolitischen Handlungsbereichen haben. Zu der ersten Gruppe gehört zum Beispiel der Indikator „Ausgaben der Kommune für fair gehandelte Produkte vom Beschaffungsvolumen insgesamt“ oder der Indikator „Kommunale Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit in Prozent der kommunalen Ausgaben insgesamt“.
Zu den Indikatoren, die nur über einen mittelbaren Zusammenhang einen positiven globalen Beitrag leisten, gehören zum Beispiel die CO2-Emissionen pro Einwohner. Klimaschutzmaßnahmen in Deutschland leisten einen Beitrag zur globalen CO2-Bilanz und verlangsamen damit die Erderwärmung. Während sich beim Klimaschutz noch recht gut ein entwicklungspolitischer Bezug herstellen lässt, nehmen in anderen Bereichen die Kausalketten zu große Dimensionen an und lassen Spielraum für Fehlinterpretationen. Ein Ergebnis der Arbeitsgruppen war daher, die Anzahl der Indikatoren auf jene zu reduzieren, die ganz konkret dem Feld der Entwicklungspolitik zugeordnet werden können. Andere kommunale Handlungsfelder (beispielsweise im Bereich Gesundheit, Wohnen, Soziales) leisten durchaus einen Beitrag zur Agenda 2030, sind jedoch aufgrund ihrer starken Orientierung auf Nachhaltigkeit innerhalb Deutschlands für diesen Workshop nicht in die engere Auswahl gekommen.
Das Dashboard wurde ebenfalls präsentiert und diskutiert. Hierbei handelt es sich um eine Exceldatei, die Kommunen mehrere Möglichkeiten bietet: Zum einen kann dieses Tool genutzt werden, um gerade entworfene Indikatoren (sowohl SDG-relevante als auch entwicklungspolitische) zu sammeln beziehungsweise darzustellen. Zum anderen können bestehende Indikatoren den einzelnen globalen Entwicklungszielen zugeordnet und um weitere ergänzt werden. Das Dashboard kann daher den Stand der Umsetzung aller SDGs visualisieren und ein hilfreiches Tool sein, um Indikatoren abteilungsübergreifend in einer Kommune zu pflegen.
Die Indikatoren werden zusammen mit dem Dashboard weiterentwickelt und am 20. März im Rahmen eines weiteren Workshops in Mannheim vorgestellt.