Aus den Kommunen

Manchmal reicht ein kleiner Funke, um großes Engagement zu entfachen! So in Osterode. In der kleinen Kommune am Harz wird Weltoffenheit und Gastfreundschaft bei den Einwohnerinnen und Einwohnern, aber auch in Politik und Verwaltung groß geschrieben, seit sich fast die ganze Stadt für Projekte in ihrer Partnerkommune Kaolack im Senegal engagiert.

Die Initialzündung zum Engagement liegt bereits ein paar Jahre zurück. Tobias Rusteberg, Französisch-Lehrer am örtlichen Tilman-Riemenschneider-Gymnasium knüpfte 2012 Kontakt zu einer Schule in Kaolack. Was mit einer Brieffreundschaft zwischen zwei Schulklassen begann, hat in den folgenden Jahren dank des großen persönlichen Einsatzes der beiden Lehrer Tobias Rusteberg und Elhadj Diouf weite Kreise gezogen. Schülerinnen und Schüler des Osteroder Gymnasiums reisten mehrmals nach Kaolack, senegalesische Jugendliche kamen zum Gegenbesuch in den Harz. Gemeinsam und auf Augenhöhe wurden Projekte in den Bereichen Bildung, Wasser und Klimaschutz geplant und realisiert. Gefördert wurden diese Begegnungen unter anderem durch das ENSA-Programm von Engagement Global, das durch Schulpartnerschaften interkulturelle Begegnungen ermöglicht und Schülerinnen und Schülern dazu anregt, sich mit globalen Themen auseinanderzusetzen.

In einer kleinen Kommune wie Osterode sind Wege und Kommunikationskanäle kurz, und das Schulengagement im Senegal fand im April 2017 seinen Weg in den Stadtrat. Auf Einladung von Bürgermeister Klaus Becker berichteten Lehrer Rusteberg und eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern auf einer Ratssitzung so begeistert von ihren Aktivitäten im Senegal, dass der Funke sofort auf alle Anwesenden übersprang. Daraufhin entschied sich der Rat der Stadt einstimmig dafür, die Möglichkeiten auszuloten, sich auch als Kommune in Kaolack nachhaltig und längerfristig zu engagieren.

Schnell war klar, dass man erneut auf die Unterstützungsangebote von Engagement Global zurückgreifen würde. Der Kleinprojektefonds der SKEW ermöglicht Kommunen eine Einstiegshilfe, um Projekte und Partnerschaften anzubahnen. Und aufgrund der besonders im Senegal bereits sehr deutlichen Folgen des Klimawandels streben nun beide Seiten an, die Zusammenarbeit unter dem Dach einer Klimapartnerschaft zu intensivieren.

Im Januar 2018 reiste eine Delegation aus Osterode nach Kaolack, im Juni fand der Gegenbesuch der senegalesischen Seite statt. Während der beiden Anbahnungstreffen kristallisierten sich schnell gemeinsame Projektfelder heraus, um den Klimaschutz in beiden Städten voranzubringen. Sowohl das Thema Wasser als auch das Thema Forstwirtschaft stehen hoch auf der Agenda, aber auch der Umgang mit Müll könnte ein Schwerpunkt der mit einem Kooperationsvertrag besiegelten angestrebten Klimapartnerschaft zwischen der Stadt Osterode und dem Landkreis Kaolack sein. Alle Beteiligten sind nun sehr gespannt auf die weiteren Schritte.

Kann Osterode Vorbild für andere Kommunen sein, die sich in der Einen Welt engagieren wollen? Bürgermeister Klaus Becker ist davon fest überzeugt. Er ist glücklich über den „Klimawandel“ in seiner Stadt, die es aufgrund des demografischen Wandels und einer angespannten Finanzlage in den letzten Jahren auch nicht immer leicht hatte. Doch durch das enorme Engagement und die Gastfreundschaft seiner Bürgerinnen und Bürger hat sich eine positive und weltoffene Grundstimmung in Osterode durchgesetzt. Er beobachtet, dass immer mehr Menschen „global eingestellt“ sind. So konnten in den letzten Jahren rund 450 Geflüchtete hier gut integriert werden. Er gibt jedoch auch zu, dass es Personen braucht, die die Initiative ergreifen und Dinge voranbringen, die andere begeistern. Wie gut, dass es die sowohl in Osterode als auch in Kaolack gibt!