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Kommunale Strukturen wiederaufbauen

Konzepte für Konflikt- und Post-Konflikt-Länder

Während und nach einem kriegerischen Konflikt gibt es viel zu tun: Friedensverhandlungen führen, das Land stabilisieren, zerstörte Straßen und Gebäude wiederaufbauen, kommunale Dienstleistungen organisieren, Schulen und Geschäfte öffnen, die kriegerischen Auseinandersetzungen emotional und historisch aufarbeiten, zu einer neuen Identität finden. Wo anfangen?

Die internationale Gemeinschaft unterstützt Konflikt- und Post-Konflikt-Länder beim Wiederaufbau. Im Mittelpunkt steht dabei meist der Institutionen-Aufbau. Manche Expertinnen und Experten raten, anders vorzugehen. Sie vertreten das Konzept „Hybride politische Ordnungen“.

„Institutionalisation first“

  • Was heißt das?
    Moderne Staats- und Verwaltungsstrukturen werden vorrangig aufgebaut. Dazu gehören beispielsweise staatliche und kommunale Verwaltungen, die Polizei und die Justiz. Diese Strukturen können nur funktionieren, wenn es zentrale politische Werte und soziale Regeln gibt. Beispiele: demokratische Prinzipien wie Gewaltenteilung, Menschenrechte achten sowie Bürgerinnen und Bürger mitentscheiden lassen. Dieses Vorgehen heißt Institutionen-Aufbau oder Staatsbildung (state-building).
  • Warum?
    Rechtsstaatliche Institutionen und demokratische Strukturen sind die Voraussetzungen, damit ein Staat stabil bleiben und alle anderen Aufgaben bewältigen kann.
  • Was ist wichtig?
    Die neuen Institutionen müssen von den Bürgerinnen und Bürgern akzeptiert sein. Deshalb sollten kulturelle, soziale und historische Aspekte beim Aufbau der Institutionen berücksichtigt werden.

„Hybride politische Ordnungen“

  • Was heißt das?
    Die Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren wie Anführerinnen und Anführern von Clans, religiösen Gemeinschaften und gesellschaftlichen Ordnungskräften steht im Vordergrund. Sie sollen genauso wie die staatlichen Institutionen gestärkt werden.
  • Warum?
    „Institutionalisation first“ funktioniert in der Praxis häufig nicht gut, weil es sehr aufwendig ist und als Konzept von außen manchmal vor Ort nicht akzeptiert wird. Viele Konflikt-Staaten konzentrieren sich schnell auf andere Ziele wie wirtschaftliche Öffnung. Lokale Werte, Gemeinschaften und Strukturen miteinzubeziehen kann die Situation und den Frieden stabilisieren. Westliche Werte und Konzepte wie der Institutionen-Aufbau können die lokalen ergänzen.
  • Was ist wichtig?
    Für die internationale Gemeinschaft ist es schwer, die Bedeutung von Institutionen und Akteuren vor Ort sowie ihr Verhalten einzuschätzen. In der Forschung gibt es verschiedene Konzepte zu „hybriden politischen Ordnungen“, in der Praxis sind sie jedoch wenig erprobt.

Weiterführende Informationen

Die Bundesregierung (2021): „Krisen verhindern, Konflikte bewältigen, Frieden fördern“

Daniel Lambach (2016): Institutionen-Aufbau und „hybride politische Ordnungen“

Glossar zu innerstaatlichen Konflikten – Erklärungen für Begriffe wie „good governance“, „Demokratisierung“ oder „hybrider Frieden“

World Public Sector Report 2010: „Reconstructing Public Administration after Conflict: Challenges, Practices and Lessons Learned“