Religion: ein wichtiger Faktor für „Migration und Entwicklung“

So eigneten sich die rund 70 Teilnehmenden des Netzwerktreffens im ersten Teil der Veranstaltung ein Grundverständnis über die Bedeutung von Religion im Kontext von Entwicklungspolitik an. Sie kamen aus Kommunalverwaltungen oder vertraten migrantische Organisationen oder Religionsgemeinschaften und diskutierten unter anderem, welche Potenziale die Verknüpfung von Religion und kommunaler Entwicklungspolitik bietet und welche Herausforderungen dabei auftauchen können. Als Grundlage dafür stellte ihnen die freie Journalistin Martina Sabra islamische Institutionen und Akteure der Entwicklungszusammenarbeit vor. Philipp Öhlmann von der Humboldt-Universität zu Berlin warf einen Blick auf die Potenziale und Perspektiven afrikanischer Kirchen und Abdoul Rafiou Yacoubou vom Afrikanischen Muslimkreis in Berlin gab einen Überblick über islamische Werte und migrantisches entwicklungspolitisches Engagement.

Am zweiten Tag berichteten vier Referenten von ihren konkreten Erfahrungen bei der Verknüpfung von Religion und kommunaler Entwicklungspolitik. So erklärte Markus Heimbach vom Gymnasium Finkenwerder in Hamburg, wie Religion als Thema entwicklungspolitischer Bildungsarbeit an Schulen behandelt werden kann, Redouan Aoulad-Ali vom FSI Forum für soziale Innovation stellte die Initiative „Faire Moschee“ vor, Mustafa Dedekeloglu vom Arbeitskreis Islamischer Gemeinden Mannheim (AKIG) zeigte auf, wie der AKIG ein kommunales Partnerschaftsprojekt zwischen Mannheim und der anatolischen Stadt Kilis initiierte und begleitet und Ibrahim Ethem Ebrem vom Heidelberger Verein Teilseiend e.V. zeigte, wie religiöse migrantische Akteure die Umsetzung der Agenda 2030 mit gestalten können.

Nach sehr engagierten und respektvoll geführten Diskussionen wurde am Ende des Netzwerktreffens deutlich, dass die großen Fragen des Lebens etwa nach Frieden und Gerechtigkeit für alle Menschen unabhängig ihrer Religion gleich sind. Die kommunale Entwicklungspolitik beschäftigt sich in ihren Themenfeldern mit diesen grundlegenden Fragen. Auch betreiben viele Religionsgemeinschaften häufig ohne große Aufmerksamkeit Entwicklungspolitik, etwa mit Spendenaktionen für Menschen in den aktuellen Krisenregionen der Welt.

Im kommunalen Diskurs in Deutschland werden Religionsgemeinschaften außerhalb der großen katholischen und evangelischen Kirchen oft nur zu Integrationsfragen konsultiert. Viele von ihnen wollen oder können aber auch ein wichtiger Akteur der kommunalen Entwicklungspolitik sein, so lautet ein Fazit des Netzwerktreffens von Jennifer Ichikawa, SKEW. Die Veranstaltung motivierte die Teilnehmenden, sich verstärkt und gemeinsam für die kommunale Entwicklungspolitik zu engagieren, sei es als christliche, muslimische oder andere Religionsgemeinschaft, als migrantische Organisation oder als Kommunalverwaltung.