Erfahrungsaustausch: Phase 2 trifft Phase 1

Bonn/ Online, 24. und 25. Juni 2021.„Ich möchte schon jetzt etwas für die Menschen in meiner Stadt Hasaka machen – dort gibt es kaum Wasser, die Kinder brauchen viele Sachen: Hier in Deutschland gibt es zum Beispiel ein Projekt, bei dem jedes Kind zum Schulanfang einen Schulranzen bekommt“, so eine der insgesamt zwölf Praktikantinnen und Praktikanten, die im Frühjahr 2021 in den Städten Solingen und Schwäbisch Hall sowie in den Landkreisen Burgenlandkreis und Rheingau-Taunus-Kreis ihre Schreibtische bezogen.

Welche Engagement-Möglichkeiten auf zivilgesellschaftlicher und kommunaler Ebene es gibt? – Nicht nur dazu gab es viele Ideen beim Vernetzungstreffen. Im Mittelpunkt stand für alle Beteiligten des Projekts auch, sich kennenzulernen, sich auszutauschen und von den Erfahrungen der anderen zu lernen.

Wie laufen die Praktika ab? Insgesamt ein Jahr lang teilen die Ansprechpersonen in den Projektkommunen ihre Kenntnisse mit den Praktikantinnen und Praktikanten. Diese bringen häufig schon eine abgeschlossene Berufsausbildung oder ein Studium aus Syrien mit. Die meisten durchlaufen in ihrem Praktikum mehrere Ämter und Abteilungen, um einen möglichst breiten Einblick zu gewinnen. Darüber hinaus bietet die SKEW monatliche Austauschformate und digitale Kolloquien für die Teilnehmenden des Projekts an. Diese lernen so viele Aspekte rund um Entwicklungspolitik in Deutschland und den Wiederaufbau in Post-Konflikt-Ländern kennen.

Im Jahr 2018 startete der erste Durchlauf mit damals 25 Praktikantinnen und Praktikanten in sieben Kommunen. Tagrid Yousef aus Krefeld sowie Detlev Fänger aus Beverstedt blickten auf die Praktikumszeit zurück. „Diese Erfahrung hat Krefeld und die Stadtverwaltung sehr positiv geprägt“, sagte Yousef. „Ein Team von Ehrenamtlichen war für unsere acht Teilnehmenden zwei Stunden pro Woche da und hat bei Fragen unterstützt – davon haben wir sehr profitiert“, gibt sie anderen Kommunalverantwortlichen als Anregung mit auf den Weg.

Beim Vernetzungstreffen kam der Programmpunkt „Kulturkompass: Arbeitskulturen entschlüsseln und verstehen“ besonders gut an und ermunterte zu Nachfragen und Diskussion. Auch bei der Arbeit in Kleingruppen waren die Teilnehmenden sehr konzentriert: Sie überlegten, was in den Praktika gut läuft und wo es einer Nachbesserung bedarf. Vom freundlichen Umgang und der Offenheit der Kollegenschaft waren alle Praktikantinnen und Praktikanten begeistert. Und sie waren sich einig, dass ein Einführungskurs in die deutsche Amtssprache den Start ins Praktikum erleichtert hätte.

Lebendige Schilderungen aus Bonn, Leipzig und Nürnberg zeigten, wie sich Kommunen entwicklungspolitisch engagieren – zu den Themen Global Nachhaltige Kommune, Fairer Handel und Faire Beschaffung sowie Kommunalpartnerschaften und Migration und Entwicklung.

Ein Highlight für die Teilnehmenden war das Kennenlernen von Vereinen, die sich aus Deutschland in oder für Syrien engagieren. Die Vertreterinnen und Vertreter der vorgestellten Vereine ermunterten dazu, selbst aktiv zu werden. „Es gibt Vereine, die beispielsweise explizit zur Wasserkrise arbeiten“, sagte Julia Oschinski vom Verband deutsch-syrischer Hilfsvereine e.V. „Sie sind immer froh über ehrenamtliche Hilfe. Oder: Gründet selbst einen Verein, sammelt Spenden, macht eine Aktion wie zum Beispiel Schulrucksäcke für Hasaka. Wir unterstützen euch dabei!“