Online, 10. bis 11. Dezember 2020. Wie kann digitale Zusammenarbeit von Kommunen aus dem Globalen Norden und Süden funktionieren? Zu dieser zentralen Frage des Netzwerktreffens berichtete Karsten Wittke. Er betreut die Partnerschaft zwischen Baruth/Mark und dem mongolischen Murun. Da der Austausch von Delegationen in diesem Jahr nicht möglich war, initiierten die Partnerkommunen ein Online-Format, bei dem sich zu Themen nachhaltiger Entwicklung rund um die Agenda 2030 ausgetauscht wurde. Realisiert werden konnte dies auch durch eine kurzfristige Umschichtung von Fördermitteln der SKEW, so Karsten Wittke. Diese Flexibilität hätte neben einer jahrelang gewachsenen vertrauensvollen Beziehung zwischen den Partnern aus Baruth und Murun dazu geführt, dass ein sehr konzentrierter, gleichberechtigter und qualitativ hochwertiger digitaler Austausch stattgefunden habe, den er in dieser Intensität in Präsenz so nicht erlebt habe - auch weil sich bei Delegationsreisen stärker an Formalia gehalten werden müsse.
Von weiteren positiven Effekten berichteten die Teilnehmenden im Anschluss. So habe die Kommunikation über digitale Formate das Potenzial, hierarchische Strukturen aufzubrechen und das Prinzip der Begegnung auf Augenhöhe umzusetzen. Auch in der entwicklungspolitischen Informationsarbeit gelänge es mit digitalen Formaten, Menschen eine Stimme zu verleihen, die sonst oft ungehört blieben. Deutlich wurde dies u.a. am Beispiel des Refugee Radio Potsdam, von dem der Initiator Obiri Monkini berichtete. Einmal wöchentlich senden dort Geflüchtete ein einstündiges Programm zu verschiedenen Themen, wie beispielsweise Fluchtursachen.
Dass Audioformate auf der anderen Seite auch ein effektives Instrument sind, um verschiedene Zielgruppen und weitere Personenkreise zu erreichen, zeigte sich am Beispiel der Podcasts, die der Verein Tutmonde aus Stralsund produziert. Tutmonde ist eine migrantische Organisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Agenda 2030 und die SDGs vor Ort umzusetzen. Wie Jana Michael, Mitbegründerin des Vereins eindrucksvoll zeigte, arbeitet die Organisation dazu mit vielen verschiedenen Partnern zusammen. Auch die Stadt Stralsund kooperiert mit Tutmonde. Diese erfolgreiche Zusammenarbeit war ein Grund, warum Stralsund in diesem Jahr gemeinsam mit Tutmonde den ersten Preis beim SKEW-Wettbewerb „Kommune bewegt Welt“ in der Kategorie „20.000 bis 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner“ erhalten hat.
Die Bedeutung von Kooperationen zwischen Kommunen und zivilgesellschaftlichen Akteuren sowie die Bildung von Netzwerken waren weitere thematische Aspekte der Veranstaltung. Hierauf ging Dagmar Kaselitz, Mitglied des Landtages Mecklenburg-Vorpommern und Sprecherin der SPD-Fraktion für Entwicklungs- und Migrationspolitik, in ihrem Input über die entwicklungspolitischen Strukturen im Bundesland ein. Sie freute sich darüber, dass in Mecklenburg-Vorpommern ein aktives Netzwerk aus überaus engagierten und sehr motivierten Personen bestehe. Auf kommunaler Ebene würden Themen einer nachhaltigen Entwicklung aber oft noch zu wenig adressiert und Strukturen seien zu wenig etabliert.
Jennifer Ichikawa, Projektleiterin der SKEW, zeigte anschließend auf, mit welchen finanziellen und personellen Angeboten die Servicestelle von Engagement Global Kommunen unterstützen kann. Bei den Teilnehmenden stießen die Unterstützungsangebote und Themen des Netzwerktreffens auf großes Interesse. So meinte eine Teilnehmerin: „Die Themen, die besprochen wurden, haben mir viele weitere Impulse gegeben, die ich bei uns [in der Kommune] etablieren könnte“. Weitere Teilnehmende verabredeten sich noch während des Netzwerktreffens, um konkrete Projektideen weiterzuentwickeln.