Auch wenn die Voraussetzungen für die Aufnahme von Geflüchteten auf deutscher und türkischer Seite kaum vergleichbar sind - der Anteil der Geflüchteten und damit die Belastung für die türkischen Aufnahmekommunen liegt um ein wesentliches höher – lassen sich aus allen Kommunen kreative gute Praktiken zur Förderung der Solidarität unter den Menschen und zur Bereitstellung öffentlicher Unterstützung aufzeigen.
Hatay beispielsweise ermöglicht über eine Plattform, Rechnungen für öffentliche Versorgungsleistungen wie Energie und Wasser für Bedürftige zu übernehmen; eine Osnabrücker Initiative besteht darin, Privatgärten in Zeiten der Corona-Pandemie für Kinder aus Familien zu öffnen, die nicht über ein solches Privileg verfügen. Mannheim unterstützt den Heimunterricht für Kinder aus sozial benachteiligten Familien durch die Bereitstellung von Tablets und ehrenamtliche Mentoren unterstützen bei den Hausaufgaben; in Sanliurfa werden Gesichtsmasken vor Ort hergestellt und dann kostenlos verteilt.
Diskutiert wurden aber auch Möglichkeiten, den Austausch dieser guten Praktiken durch neue Kommunikationskanäle zu fördern. So wurde eine „digitale Messe“ angeregt, auf der diese den Kommunen in beiden Ländern vorgestellt werden können.
Mit Sorge blicken die kommunalen Vertreterinnen und Vertreter auf die Zunahme ihrer Arbeitsbelastung und die vorhandene finanzielle Ausstattung. Bereits jetzt sind viele ihrer Dienstleistungen für Geflüchtete und andere gefährdete Gruppen unterfinanziert. Durch sinkende Steuereinnahmen im Zuge der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie könnte sich die Situation weiter verschärfen und nachfolgend Kürzungen der öffentlichen Ausgaben nach sich ziehen.
Einigkeit herrschte bei den Teilnehmenden aus beiden Ländern, dass sie sich im selben Boot befinden. Sowohl die Türkei als auch Deutschland gehören zu den wichtigsten Aufnahmeländern für syrische Geflüchtete. Entsprechend groß ist die gegenseitige Wertschätzung für die bislang geleistete Arbeit - und der Wille, auch in Zukunft im Austausch zu bleiben und in Krisenzeiten die kommunalen Synergien der deutsch-türkischen Zusammenarbeit für eine verbesserte Krisenbewältigung zu nutzen.