Ingelheim, 24. Mai 2018. „Gute Ideen brauchen wir – eine gute Idee bedeutet ein neues Projekt“, kommentierte ein Teilnehmer das Netzwerktreffen. Darin subsummiert sich der zu Grunde liegende Ansatz des zweiten regionalen Netzwerktreffens Migration und Entwicklung auf kommunaler Ebene. Dorea Pfafferott von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt gab einführend einen Überblick über die Vielfalt der Handlungsfelder kommunaler Entwicklungspolitik. Darauf aufbauend sprach der Beauftragte der Landesregierung für Migration und Entwicklung, Miguel Vicente, über die Fördermöglichkeiten des Landes zur Stärkung der interkulturellen Öffnung von Kommunen und er rief dazu auf, die Potentiale und Ressourcen der deutschen Einwanderungsgesellschaft zu erkennen und zu nutzen. Carlos dos Santos, Fachpromotor bei ebasa e.V., zeigte, wie die Professionalisierung migrantischer Akteure zu ihrer Teilhabe an kommunaler Entwicklungspolitik beiträgt.
Zwei Impulsvorträge zeigten, wie Migrantinnen und Migranten in Rheinland-Pfalz das entwicklungspolitische Engagement mitgestalten: Cecilia Laca Sánchez vom Verein Casa del Sol e.V. berichtete von ihrem Projekt „Integration mit Geschmack“, in dessen Rahmen sie zum Beispiel in Ingelheim in Kooperation mit der Stadtverwaltung einen andinen Markt veranstaltete. Die Besucherinnen und Besuchern lernten hier fair gehandelte Produkte aus Lateinamerika probieren und Spannendes zu ihrer Geschichte zu erfahren.
Der Ingenieurs-Student Venuste Kubwimana vom Partnerschaftsverein Rheinland-Pfalz/Ruanda e.V. erzählte von seinem Engagement für Studierende aus Ruanda, die er dabei unterstützt, in Deutschland im Rahmen ihres Studiums Fuß zu fassen und sich in der Kommune heimisch zu fühlen. Mit seinen Erfahrungen in beiden Ländern bringt er wichtige Impulse in die Landespartnerschaft zwischen Rheinland-Pfalz und Ruanda ein. Angeregt durch die Praxisbeispiele diskutierten die Teilnehmenden zu folgende Fragen: Wie kann der Faire Handel breiter in der sozial heterogenen Stadtgesellschaft verankert werden? Wie kann die Zusammenarbeit zwischen Kommunen und migrantischen Vereinen auf Augenhöhe gelingen? Wie können entwicklungspolitische Perspektiven in Dialogveranstaltungen mit Geflüchteten integriert werden und was können Kommunen und migrantische Vereine von jungen Menschen in internationalen Austauschprogrammen lernen? In den Arbeitsgruppen entstand ein reger Austausch zu eigenen Erfahrungen, Ideen wurden ausgetauscht und gemeinsam Handlungsempfehlungen entwickelt.
Zum Abschluss resümierten die Teilnehmenden, welche Impulse der Veranstaltung sie konkret in ihrer Arbeit umsetzen und welche Botschaften sie anderen Teilnehmenden mitgeben möchten. Viele nahmen sich vor, die neu gewonnenen Kontakte mit anderen Akteuren weiter zu nutzen und sich Zeit für den Austausch zu nehmen. „Es gibt mehr Lösungen, als ich mir vorgestellt habe“, bemerkte ein Teilnehmender. Tzehaie Semere, Fachpromotor des Entwicklungspolitischen Netzwerkes Hessen EPN e.V., freute sich darüber, dass migrantische Akteure ihre eigene Sichtweise darstellen konnten. Carlos dos Santos stellte fest, dass Migrantinnen und Migranten nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung sind. Einhellig wurde festgestellt, dass durch das Treffen Netzwerke gestärkt und für die folgenden Treffen positive Impulse gesetzt wurden – eine gute Voraussetzung, um gemeinsam die entwicklungspolitischen Herausforderungen anzugehen.