Infotelefon: 0800 188 7 188
Hauptnavigation

Nachhaltige Optimierung des Trinkwasserquellschutzes und des Abwassermanagements

Projekt der Partnerschaft Lahr – Alajuela, Costa Rica

Ob in Lahr am Rande des Schwarzwaldes in Baden-Württemberg oder in Alajuela im Zentraltal in Costa Rica: Die Auswirkungen des Klimawandels sind messbar und für den Menschen vor Ort erlebbar.

Männer und Frauen stehen auf einer schmalen Brücke.
Aktive aus Lahr und Alajuela bei einer gemeinsamen Exkursion. Foto: Stadt Lahr

Einige der Folgen sind ähnlich: Verschiebung der Temperatur- und Vegetationsgrenzen, Einschränkungen der biologischen Vielfalt sowie Bodenerosionen durch Starkregenereignisse. Der Schutz des Klimas und die notwendige Anpassung an den Klimawandel müssen daher als wichtige kommunale Zukunftsaufgaben beachtet werden.

Schon vor rund 25 Jahren hat die Stadt Lahr, in der 43.500 Einwohnerinnen und Einwohner auf einer Fläche von 70 Quadratkilometern leben, mit dem Beitritt zum Klima-Bündnis die ersten Schritte zu einer Energiewende unternommen. Nach dem Motto „Global denken – lokal handeln“ verfolgt Lahr seitdem Ziele zum Schutz des Klimas und zur nachhaltigen Sicherung der Lebensqualität. 2012 wurde für das Gebiet der Stadt Lahr ein neues, zeitgemäßes integriertes Klimaschutzkonzept unter intensiver Bürgerbeteiligung erarbeitet. Mit dem vom Gemeinderat einstimmig beschlossenen Energie- und Klimapolitischen Leitbild und dem Zehn-Jahre-Aktionsplan hat sich Lahr das ehrgeizige Ziel gesetzt, die Pro-Kopf-Emissionen von 1990 schon bis 2022 zu halbieren.

Auch Alajuela – in dessen Kernstadt 43.000 Einwohnerinnen und Einwohner auf 8,88 Quadratkilometer leben - ist schon seit langem im Klimaschutz aktiv. Die Stadt berücksichtigt das nationale Klimaziel der Klimaneutralität bis 2021 in seiner lokalen Agenda in Übereinstimmung mit dem kantonalen Entwicklungsplan von 2012 zur Verringerung der Umwelt- und Klimabelastung und zum nachhaltigen Schutz von Klima und Umwelt.

50 Kommunale Klimapartnerschaften bis 2015

Die schon bestehenden Überlegungen zu verstärkten Aktivitäten im Umwelt- und Klimabereich in Lahr und Alajuela konnten durch das Projekt „50 Kommunale Klimapartnerschaften bis 2015“ verwirklicht werden. Eine Teilnahme wurde von beiden Stadtverwaltungen befürwortet und von den Gemeinderäten einstimmig beschlossen. Bei dem Besuch einer Delegation aus Alajuela in Lahr im Oktober 2012 unterzeichneten beide Bürgermeister das „Memorandum of Understanding“ mit den Zielen und Kernpunkten der Klimapartnerschaft auf Augenhöhe.
Im direkten Austausch wurden Probleme, mögliche Lösungswege und auch Alternativen ausführlich betrachtet und diskutiert. So kristallisierte sich bei intensiven Diskussionen ein Handlungsprogramm mit vier Oberzielen, mehreren Unterzielen und Maßnahmen heraus, in dem es um die Verbesserung folgender Bereiche geht:

  • Schutz der Wasserressourcen,
  • Abfallsammlung und -verwertung,
  • Lebensqualität des städtischen Raumes,
  • Informationen zu Klimaschutz, Klimawandel und Klimaanpassung.

Mit Förderung aus der BMZ Fazilität „Emissionsminderung, Anpassung an den Klimawandel, Wald- und Biodiversitätserhalt“ werden zwei Projekte umgesetzt.

Nachhaltige Optimierung des Abwassermanagements

Von 2015 bis 2017 läuft das Projekt „Nachhaltige Optimierung des Abwassermanagements für die Bürger und Umwelt von Alajuela“. Das Abwassernetz sowie die dezentralen Kläranlagen in Alajuela haben ihre Leistungsgrenze überschritten beziehungsweise sind in einem maroden Zustand und nicht mehr voll funktionsfähig. Mit den vorhandenen Grundlagendaten aus Alajuela und dem Fachwissen aus Lahr, sowie mit Unterstützung von kommunalen Experten und lokalen Firmen, soll bei mehreren dezentralen Kläranlagen mit mangelhaften Abflusswerten neue Technologie und Technik hinzugefügt werden und bei einer weiteren Kläranlage eine kommunale Annahmestelle für Abwasser/Schlamm aus den privaten Klärgruben eingerichtet werden, so dass zukünftig die nationalen Abwassergrenzwerte eingehalten und die Belastungen von Umwelt, Natur, Klima und Bevölkerung vermindert werden.

Die Vorbereitung, Abstimmung der Förderverträge und Berücksichtigung der Eigenmittel im Haushalt der Stadt Alajuela hat viel Zeit benötigt. Die Ausschreibung für die erste Maßnahme des Abwasserprojektes und die anschließende Beauftragung erfolgte daher im ersten Projektjahr erst relativ spät. Daher konnte die zusätzliche Vorreinigungsstufe erst im April 2016 montiert und in Betrieb genommen werden. Die neue Vorreinigungsstufe ist dem Klärbecken vorgeschaltet und entfernt jetzt automatisch grobe Verunreinigungen und Feststoffe. Die weitere Reinigung des Abwassers funktioniert damit wesentlich besser. Die nächsten Teilprojekte sind schon in der Feinplanung oder in der Ausschreibung/Beschaffung.

Nachhaltiger Schutz der Trinkwasserquellen

Neun Personen stehen im Grünen und tauschen sich aus. Eine Frau zeigt dabei Informationen aus einem Buch.
Aktive aus Lahr und Alajuela während eines Workshops 2016. Foto: Stadt Lahr

Von 2016 bis 2018 wird das Projekt „Nachhaltiger Schutz der Trinkwasserquellen für die Bevölkerung von Alajuela durch Aufforstung und Umweltbildung“ umgesetzt. Die Trinkwasserversorgung von Alajuela beruht überwiegend auf ein paar ungeschützten Quellgebieten in den Ausläufern der benachbarten Vulkangebiete. Durch eine Aufforstung der Gebiete sollen der Boden, das Grund- und das Quellwasser besser geschützt und der ursprüngliche Lebensraum Bergregenwald langfristig wieder hergestellt werden. Zusätzlich soll der Bevölkerung der wichtige Grundsatz „Grundwasser = Quellwasser = Trinkwasser = Lebensmittel Nummer Eins“ durch Umweltbildungsmaßnahmen in Theorie und Praxis näher gebracht werden.

In einem zweiwöchigen Workshop im Oktober 2016 in Lahr wurden Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Umgang mit Wasser und der Umweltbildung erörtert. Dazu waren aus Alajuela fünf Personen aus der Stadtverwaltung und zweier Universitäten zu Gast in Lahr. Mit den beiden Experten der Ökologiestation Lahr besuchten sie verschiedene Umweltbildungszentren und Wasserbehandlungsanlagen in der Region. Auch wurden erste Ansätze entwickelt, wie man die Themen Wasser, Biodiversität, Ökosystem Wald und Klimawandel der Bevölkerung in Alajuela und Lahr in Theorie und Praxis näher bringen kann. Im März 2017 wurden diese Themen in einem zweiwöchigen Workshop in Alajuela vertieft.