Nachhaltigkeitspartnerschaften im bilateralen Austausch

Im Vorfeld hatten die Kommunen zwei Instrumente an die Hand bekommen. Mit der Erstellung einer Akteurslandkarte konnte jede Kommune zunächst für sich erarbeiten, welche Akteure die Lokalisierung der Agenda 2030 in der eigenen Kommune unterstützen können. Im zweiten Schritt analysierten die Teams in einer Bestandsaufnahme den Stand der Lokalisierung der Agenda 2030 in ihren eigenen Kommunen, d.h. deren Bekanntheit, die strategische Verortung sowie bereits etablierte Maßnahmen zum Monitoring. Zudem wurden entlang der einzelnen Nachhaltigkeitsziele die bisherigen Erfolge und aktuellen Herausforderungen der Kommune beschrieben.

Im Rahmen der bilateralen Workshops stellten sich die Partnerkommunen nun gegenseitig die Akteurslandkarte sowie die Bestandsaufnahme zur Agenda 2030 vor. Ziel war es dabei, mit Blick auf die Lokalisierung der Agenda 2030 sowie die Umsetzung der 17 Nachhaltigkeitsziele die thematischen Schnittstellen der Kommunen auszuloten, potenzielle Bereiche für eine Zusammenarbeit zu identifizieren und einen ersten Fahrplan für den weiteren Austausch zu vereinbaren.

Die Partnerschaften zeigten sich gegen Ende der Workshops sehr zufrieden und hochmotiviert, hatten sie doch viele Anknüpfungspunkte identifiziert und konkrete Projektideen für die Zusammenarbeit entwickelt. Einige Kommunen konnten sogar mehr Schnittmengen verzeichnen als erwartet: „Es scheint ja fast so, als wäre Turrialba der Zwilling in Costa Rica zu Pfaffenhofen“, stellte Stadtrat Andreas Herschmann erfreut fest.

Gemeinsamkeiten in den Partnerschaften zeigten sich zum einen bei klassischen kommunalen Aufgaben wie der Energie- und Trinkwasserversorgung oder dem Abfallmanagement. Diskutiert wurden aber auch Themen wie Umweltbildung und Fairer Handel oder die ökologische Landwirtschaft.

Die omnipräsente COVID-19-Pandemie machte auch vor der Schwerpunktsetzung innerhalb der Partnerschaften keinen Halt. Einige Partnerschaften wollen auch im Bereich Gesundheit zusammenarbeiten. Hier besteht in manchen Kommunen ein großer Bedarf an kurzfristiger Unterstützung, wie sie z.B. durch das aktuelle kommunale Corona-Solidarpaket der SKEW angeboten wird.

In vielen Kommunen steht neben der Weiterentwicklung kommunaler Nachhaltigkeitsstrategien vor allem die Bekanntmachung der Agenda 2030 auf der Prioritätenliste. Besonders in einigen lateinamerikanischen Kommunen gibt es hierzu innovative Ideen und Kommunikationsstrategien. In Alta Floresta wurde gerade ein öffentlicher „Platz der Agenda 2030“ eingeweiht. Eberhard Büttgen von der Stabstelle Nachhaltigkeit der Stadt Eschweiler zeigte sich beeindruckt davon, wie die Partner in Brasilien mit Herz und Engagement niederschwellige Öffentlichkeitsarbeit vor Ort umsetzen. „Da können wir uns in Eschweiler noch eine Scheibe von abschneiden“, resümierte er. „In Deutschland sind wir mehr auf der strukturellen Ebene unterwegs. Es ist ein Lernprozess zu erkennen, dass wir neue Wege brauchen, um die Menschen vor Ort mitzunehmen.“

Die Grundlagen für einen Austausch auf Augenhöhe in den Partnerschaften sind damit gelegt. „Uns geht es ja nicht nur darum, Unterstützung zu bekommen, sondern um ein Geben und Nehmen“, erklärt dazu Fernando León, Bürgermeister von Turrialba (Costa Rica).