Kommunale Partnerschaften mit dem Nahen Osten: Resilienz in Krisen schaffen

Amman, 27. bis 29. September 2022. Kommunen zwischen Deutschland und Jordanien, dem Libanon und der Türkei arbeiten seit 2016 im Rahmen der Initiative „Kommunales Know-how für Nahost“ partnerschaftlich miteinander, um gemeinsam Lösungen für kommunale Herausforderungen zu finden.

Die Situation in den Partnerländern und jeder einzelnen Partnerschaft ist dabei dynamisch und einzigartig. Trotzdem gibt es ähnliche Herausforderungen auf kommunaler Ebene.

Alle Konferenzteilnehmenden einten daher die Fragen: Wie können Partnerschaften besonders in Zeiten lokaler und globaler Krisen gestärkt und vertieft werden? Wie kann man trotz Krisen Resilienz innerhalb der Partnerschaften zwischen den Kommunen aufbauen und was muss für eine starke Partnerschaft gefördert werden?

Auf der „Middle East Networking Conference“ in Amman – einem Follow-Up der virtuellen Partnerschaftskonferenz vom November 2021 – konnten diese Fragen nun in Präsenz intensiv erörtert werden.

Berufliche Bildung ist ein wichtiges Anliegen vieler Partnerschaften. Der libanesische Bürgermeister Maroun Antoun aus El Qrayeh betonte: „Wir haben bei der Initiierung von Partnerschaften und Projekten [mit Traunstein] gute Arbeit geleistet. Jetzt ist es an der Zeit, unsere Kommunen zusammenzubringen, denn die politisch Verantwortlichen werden sich ändern. Es geht jetzt darum, die Einwohnerinnen und Einwohner unserer Städte zu verbinden. Unsere Kommunen stehen vor denselben Herausforderungen und Wünschen.”

Damit hängt auch eng die Jugendförderung zusammen, denn das Empowerment der Jugend auf der Ebene der Kommunen ist sehr wichtig, betonte Muna Queteishat von der jordanischen Jugendorganisation Loyac. Wenn es heute gelingt junge Menschen einzubeziehen und ihre Ideen wertzuschätzen sowie bei deren Umsetzung zu unterstützen, dann werden sie sich auch in der Zukunft eher aktiv für die Lösung lokaler Probleme einsetzen, statt abzuwandern.

Diesem Mandat folgt auch die Zusammenarbeit zwischen München und dem jordanischen Gharb Irbid. Am letzten Konferenztag wurde das im Zuge der Partnerschaft eingerichtete Beratungszentrum für Existenzgründungen besucht, das sich vor allem an Frauen richtet.

Zudem wurde auch die dazugehörige reaktivierte Fabrik zur Produktion von Metallcontainern besichtigt und beim Fachaustausch weitere Herausforderungen für die Partnerländer beim Abfallmanagement thematisiert: u.a. fehlende Finanzmittel, ein unzureichendes Ressourcenmanagement, sich ändernde Prioritäten der Regierung und ein geringeres Umweltbewusstsein in der Bevölkerung.

Beim Austausch in den Arbeitsgruppen der Partnerschaftskonferenz kam die Arbeitsgruppe „Erneuerbare Energien“ zu dem Schluss, dass Resilienz auch bedeutet, dass wir uns alle einbringen müssen, um Treibhausgase einzusparen. Die Teilnehmenden konstatierten: „Wir müssen stets flexibel bleiben, dazu gehört auch offen für Fehler und Änderungen zu sein“ und mit einer offenen Fehlerkultur gemeinsam neue Lösungswege finden.

Dabei ist eine Partnerschaft keine Einbahnstraße zum Wissenstransfer, denn auch „Deutschland kann viel von den Kommunen im Nahen Osten lernen, beispielsweise beim Umgang mit Geflüchteten sowie dem Erhalt des sozialen Friedens”, so Markus Reichart, der Bürgermeister von Heimenkirch.

Für viele der Eingangsfragen zu nachhaltigen und resilienten Partnerschaften konnte die Partnerschaftskonferenz in Amman Antworten und Lösungsansätze aufzeigen. Als motivierend und inspirierend erwiesen sich dabei auch die vor Ort gewonnenen Eindrücke von Nichtregierungsorganisationen, die zu Konfliktprävention, Empowerment von Frauen und Jugend arbeiten.

Das Netzwerk der Initiative „Kommunales Know-how für Nahost“ ist in den drei Konferenztagen weiter zusammengewachsen. Ideen zur zukünftigen Gestaltung der kommunalen Partnerschaften wurden entwickelt. Die Teilnehmenden der Partnerschaftskonferenz gingen in dem Wissen auseinander, den Erfolgsschlüssel zu nachhaltigen und resilienten Partnerschaften in den Händen zu halten: die Fortführung des partnerschaftlichen Austauschs, finanzielle Unterstützung sowie die verstärkte Einbindung zivilgesellschaftlicher Akteursgruppen.