Nicht nur das Programm „Kommunale Klimapartnerschaften“ feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen. Die Klimapartnerschaft des Enzkreises mit dem Masasi District in Tansania feiert gleich mit, denn sie war eine der ersten Klimapartnerschaften. Wie kam es, dass sich der Enzkreis 2011 auf dieses Abenteuer einließ?
Angela Gewiese: Über den Deutschen Landkreistag erreichte uns 2011 die Anfrage von Benjamin Klaus, einem Mitarbeiter der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, der in der Verwaltung des Masasi District tätig war: „Hat ein deutscher Landkreis Interesse an einer kommunalen Zusammenarbeit?“ Wir hatten Interesse – zunächst noch ohne große entwicklungspolitische Ambitionen – und empfingen nur wenige Monate später eine kleine Delegation von Verwaltungsfachleuten aus Tansania im Enzkreis. Wir zeigten unseren Gästen damals unter anderem, wie wir im Enzkreis Solarstromanlagen als klimafreundliche Energiequelle nutzen, und besuchten gemeinsam Kindergärten und Schulen im Landkreis. Etwa zur selben Zeit startete die SKEW das Programm der kommunalen Klimapartnerschaften und wir nahmen auf Anregung von Dr. Wilhelmy, dem jetzigen Bereichsleiter der SKEW, an dessen Pilotphase von 2011 bis 2013 teil.
Wo lag der Schwerpunkt Ihrer Klimapartnerschaft und wie haben Sie überhaupt die Themen für Ihre Zusammenarbeit gefunden?
Angela Gewiese: Wie jede Klimapartnerschaft investierten wir anfangs viel Zeit, um ein Handlungsprogramm zu entwerfen. Das war zwar aufwendig, hat sich aber langfristig ausgezahlt. Wir einigten uns gemeinsam mit den tansanischen Partnern, unsere Zusammenarbeit auf die Nutzung von Solarstrom- und Biogas-Anlagen, die Aus- und Fortbildung von technischem Personal und Bildung zu konzentrieren. Zudem engagieren wir uns auch zu Nicht-Klima-Themen wie die medizinische Versorgung der Bevölkerung und die Zertifizierung des Enzkreises zum Fairtrade-Landkreis.
Unser erstes Projekt war der Bau von vier kleinen Biogasanlagen für zwei Schulen und zwei Missionen im Masasi District. Dort wird seither aus Kuhdung Gas zum Kochen gewonnen. Dabei war uns wichtig, dass die Anlagen von einheimischen Firmen errichtet werden. Über ein zweites Projekt zum Bau einer Solarstromlange für das dortige Hospital entwickelte sich auch eine Kooperation mit der Tanzanian Renewable Energy Association (TAREA), die 2015 einen nationalen „Tag der erneuerbaren Energien“ im Stadion von Masasi veranstaltete. Bei Workshops und mit einer Ausstellung präsentierten Fachfirmen Beispiele für den Einsatz von erneuerbaren Energien und weckten damit das Interesse der Bevölkerung und der Verwaltung für eine klimafreundliche Energiegewinnung.
Im Rahmen eines großen Projekts zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung errichteten wir von 2016 bis 2018 kleine Solaranlagen mit Batteriespeichern in zwei großen Gesundheitszentren und 27 kleinen Gesundheitsstationen, von denen viele zuvor keinen Strom hatten. Seither gibt es dort etwa für Notoperationen oder Geburten während der Nacht elektrisches Licht und es können mithilfe kleiner elektrischer Messgeräte HIV- und andere Bluttests durchgeführt werden. Auch ist es nun in den Gesundheitszentren möglich, Blutkonserven, Medikamente und Impfstoffe in Kühlschränken zu lagern. Wir verknüpften mit diesem Projekt erfolgreich die Themen erneuerbare Energien und Gesundheit.