Inspirationen und neue Sichtweisen auf die Klimaprobleme unserer Zeit – das suchen und finden viele, die sich in kommunalen Klimapartnerschaften zwischen dem Globalen Norden und Süden engagieren. Als eine Delegation aus der simbabwischen Hauptstadt Harare einmal nach München kam, waren die Gäste aus dem südlichen Afrika überrascht zu sehen, wie viele Menschen in München Fahrrad fahren, jung und alt, arm und reich, zur Arbeit, in der Freizeit oder zum Einkaufen. Das kannten sie von zu Hause so nicht. Harare im morgendlichen Berufsverkehr – nichts geht mehr auf den Hauptstraßen Samora Machel Avenue oder Seke Road, die ins Stadtzentrum führen. Ein Minibus reiht sich an den nächsten, Autos stehen weitaus länger, als sie fahren. Die Stadt benötigt ein nachhaltiges Mobilitätskonzept, das Autos, den öffentlichen Nahverkehr, Fahrräder und Fußgänger gleichermaßen berücksichtigt. Ein solches Konzept zu entwickeln ist ein sehr großes Vorhaben für die Stadt, deren Fläche viermal so groß ist wie München und die seit den 1990er-Jahren von schweren wirtschaftlichen, politischen und sozialen Krisen gezeichnet ist.
Mit der Herausforderung, städtische Mobilität neu denken zu müssen, ist Harare nicht allein. Weltweit machen sich Städte auf den Weg zu einer nachhaltigen Mobilität, die menschen- und klimafreundlich sein soll. Das gilt auch für München mit über einer Million Pendlerinnen und Pendlern pro Tag. Die Stadt wächst schnell und das Verkehrskonzept stößt an seine Grenzen. Die Folgen sind lange Staus, Verkehrslärm und eine hohe Schadstoffbelastung der Luft. Im Jahr 2017 beschlossen die Stadtverwaltungen von Harare und München, sich im Rahmen einer Klimapartnerschaft um eine nachhaltige Mobilität zu bemühen und dabei auch in Harare besonders das Fahrrad als klimafreundliches Transportmittel in den Blick zu nehmen. Da schauten sie bereits auf eine fast 20-jährige Städtepartnerschaft zurück mit vielen Fachdialogen und Beratungen zu Themen wie Abfallmanagement und Wasserversorgung. Dabei hatten es die Partner oft nicht einfach. Immer wieder musste die kommunale Zusammenarbeit wegen der schwierigen politischen Situation in Harare unterbrochen werden. Zumindest konnten zu diesen Zeiten engagierte Bürgerinnen und Bürger sowie Vereine den Kontakt aufrechterhalten.