Prof. Manfred Miosga von der Universität Bayreuth, Abteilung Stadt- und Regionalentwicklung, zeigte die historische Entwicklung von Nachhaltigkeitsprozessen mit Bezug auf die Landesebene auf. Nachdem 1994 die ersten lokale Agenda21-Prozesse in Kommunen gestartet waren, gab es Anfang der 2000er Jahre 665 aktive Agenda-Kommunen im Freistaat. Das Land Bayern selbst hat in Federführung des Ministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz 2013 seine erste Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet, die aktuell überarbeitet wird. Derzeit gebe es viele sektorale Nachhaltigkeitsansätze in bayerischen Kommunen, beispielsweise Energienutzungspläne oder Mobilitätsstrategien. Die Anforderung sei es aber, Nachhaltigkeitspolitik, unabhängig der Ebene, auf der sie stattfindet, als Schnittstellenmodell zu verstehen. In diesem stehen die drei Dimensionen von Nachhaltigkeit Ökologie, Ökonomie und Soziales nicht mehr säulenartig nebeneinander, sondern überschneiden sich als überlappende Bereiche. Da es an verbindlichen Nachhaltigkeitsstrategien auf Landesebene mangele, empfiehlt Manfred Miosga Kommunen, Pioniere des Wandels vor Ort zu unterstützen. Zudem ermutigt er dazu, eingetretene Pfade zu verlassen und sich über die Zielkonflikte von Maßnahmen bewusst zu werden (bspw. Klimaschutzmaßnahmen vs. Ausbau der Straße), um schließlich nicht-nachhaltige Maßnahmen zukünftig nicht mehr zu fördern.
In der anschließenden Podiumsrunde zur Perspektive der Agenda 2030 in Bayern haben als Vertreter der kommunalen Ebene Dr. Norbert Stamm der Stadt Augsburg und Frank Braun als Vertreter der Transition-Town Bewegung aus Nürnberg teilgenommen. Die Landesebene war durch Dr. Eva-Maria Unger aus der Bayerischen Staatskanzlei beteiligt. Einen Einblick in die Wissenschaft haben Prof. Manfred Miosga und Jens Martens gegeben. Deutlich wurde dabei, dass Kommunen sich einerseits mehr Unterstützung bei Vernetzung und Austausch andererseits auch mehr Beratung zum Thema Umsetzung der Agenda 2030 wünschen.
Am Nachmittag hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich in vier verschiedenen Workshops auszutauschen z.B. zu Handlungsmöglichkeiten und Zukunftsperspektiven für die Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele auf kommunaler Ebene, zur Weiterentwicklung der Lokalen Agenda 21 sowie zu Bürgerbeteiligung und Selbstorganisation in Kommunen.
Abschließend wurden die Workshop-Ergebnisse im Plenum zusammengetragen. Zentral waren der Wunsch und das Ergebnis, das Thema nachhaltige Entwicklung auf kommunaler Ebene in einer Folgeveranstaltung im Herbst 2018 weiterzudenken und an bis dahin Entwickeltes anzuknüpfen. Erfreulicherweise hat sich die Stadt Augsburg hierfür bereits als gastgebende Stadt zur Verfügung gestellt.