Online-Seminar-Reihe für die Modellregion Pfälzerwald

Online, 4. und 8. Juni 2020. Nachdem zuvor bereits positive Erfahrungen mit online durchgeführten Netzwerktreffen gesammelt wurden, konnte das virtuelle Angebot der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) und des Biosphärenreservats Pfälzerwald um eine Online-Seminar-Reihe erweitert werden. Auf der Grundlage von vier praxisnahen Vorträgen kamen die Teilnehmenden in eine lebhafte Diskussion über die Themen öko-soziale Beschaffung, entwicklungspolitische Partnerschaften und kommunaler Natur- und Klimaschutz.

Am ersten virtuellen Veranstaltungstag referierten Dr.. Stefan Dietrich vom Entwicklungspolitischen Landesnetzwerk Rheinland-Pfalz (ELAN e.V.) zur „Öko-sozialen Beschaffung“ und Dr. Carola Stein vom rheinland-pfälzischen Ministerium des Inneren und für Sport zu „Entwicklungspolitischen Partnerschaften der Kommunen“.

Dr. Stefan Dietrich veranschaulichte anhand mehrerer Fallbeispiele aus dem IT-Sektor und der Papierproduktion die folgenschweren sozialen und ökologischen Auswirkungen globalisierter Lieferketten für den globalen Süden und appellierte an die Kommunen, faire Kriterien bei den Vergabe- und Beschaffungsprozessen zu berücksichtigen. Eine Reihe von Siegeln und Zertifizierungen bieten hier Orientierung. Durch ein professionelles und öko-soziales Beschaffungswesen schärfen Kommunen ihr Nachhaltigkeitsprofil - und senken auf Dauer durch die Nutzung qualitativ hochwertiger Produkte die Lebenszykluskosten.

Dr. Carola Stein zeigte im Anschluss das Potenzial von entwicklungspolitischem Engagement deutscher Kommunen durch Partnerschaften mit Kommunen des Globalen Südens auf. Durch den Austausch von Fachwissen und die gegenseitige Unterstützung in Projekten können globale Herausforderungen gemeinsam angegangen werden, denn: globale Probleme zeigten sich oft lokal und Städte, Gemeinden und Landkreise können ihre Expertise in den Bereichen der Daseinsvorsorge im Rahmen von Partnerschaftsprojekten teilen und dabei selber dazulernen. Die Erfahrung zeige, dass alle Beteiligten persönlich, aber auch fachlich von einem entwicklungspolitischen Engagement profitieren, während keine oder nur geringe Kosten für die Kommune selbst entstehen müssten.

Am zweiten Tag der digitalen Veranstaltungsreihe referierten Dr. Michael Ochse vom POLLICHIA - Verein für Naturforschung und Landespflege e.V. zum Thema „Auf dem Weg zu mehr Artenvielfalt mit verbesserter Grünflächenpflege“ und Jan Bödeker von der Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH zum kommunalen Klimaschutz.

Ob an Straßenrändern, in Parks oder auf Friedhöfen: In allen Kommunen gibt es große und kleine Grünflächen, auf denen Artenvielfalt gefördert werden kann. Besonders durch ein angepasstes Mahd-Konzept können Lebensräume von Schmetterlingen oder Wildbienen nachhaltig geschützt werden. Dr. Michael Ochse betonte, dass blühende Flächen fast immer auf eine gute Akzeptanz bei Bürgerinnen und Bürgern stoßen. Der Schlüssel zum Erfolg sei meist die gezielte Ansprache und Beteiligung der Bewohnerinnen und Bewohner. Eine Reihe von Online-Portalen wie der Arten-Finder Rheinland-Pfalz bieten Möglichkeiten der Partizipation und leisten damit einen wertvollen Beitrag zum Naturschutz.

Zum Abschluss der Veranstaltung stellte Jan Bödeker von der Energieagentur Rheinland-Pfalz Gestaltungs- und Finanzierungsmöglichkeiten im kommunalen Klimaschutz vor und betonte die wichtige Rolle, die Kommunen als Multiplikatoren hier spielen. Der Referent stellte mehrere Finanzierungs- und Förderinstrumente vor, so die Kommunalrichtlinie zur Förderung von Klimaschutzprojekten im kommunalen Umfeld oder die Förderprogramme des Landes Rheinland-Pfalz. Er wies außerdem darauf hin, dass das Corona-Konjunkturpaket des Bundes zahlreiche Maßnahmen für den kommunalen Klimaschutz beinhaltet.

Die Veranstaltungsreihe erfreute sich mit fast 40 Teilnehmenden großer Beliebtheit. Globale Verantwortung durch ein lokales nachhaltiges Engagement zu übernehmen, ist zu einem wichtigen Anliegen der Kommunen geworden. Die Teilnehmenden konnten zahlreiche Ideen und Denkanstöße zurück in ihre Kommunen tragen.